Kronach Das Freischießen kommt zurück

Ein Bild aus den Tagen vor der Pandemie: Ausgelassene Stimmung vor einer Bierhalle des Kronacher Freischießens. Heuer soll das Fest wieder gefeiert werden. Foto: Frank Wunderatsch / Archiv

Zwei Jahre infolge konnte das größte Volksfest der Region nicht stattfinden. Heuer soll es auf der Hofwiese wieder rund gehen. Es gibt allerdings einen Wermutstropfen.

 
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Die Schützengesellschaft hat sich entschieden: Sie will nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause heuer wieder zum Kronacher Freischießen einladen. Vom 11. bis zum 21. August soll das Schützenfest gefeiert werden – ohne Corona-Auflagen. Dafür mit Musik, Fahr- und Essensgeschäften, Schützenauszug, Kinderumzug, Feuerwerk, Schießprogramm und Königsproklamation. Das gesamte Programm also, das man vom größten Volksfest der Region gewohnt ist.

Allerdings wirbt Schützenmeister Jörg Schnitzler schon jetzt darum, im August „die Hygiene- und Abstandsregeln soweit als möglich einzuhalten. Sofern dies nicht möglich ist, empfehlen wir das Tragen einer geeigneten Mund-Nasenbedeckung“. In einer Pressemitteilung vom Dienstag heißt es: „Wir appellieren an die Verantwortung des Einzelnen. Sollten Sie Krankheitssymptome verspüren oder ein positives Covid-Testergebnis vorliegen, verzichten Sie bitte auf einen Besuch der Hofwiese. Wir hoffen auf ein harmonisches Fest, getragen von Toleranz, Respekt und Achtung zwischen allen Besuchern.“

Gut durchdachte Entscheidung

Die Kronacher Schützen haben sich für ihre Entscheidung bewusst Zeit gelassen. Bereits seit rund einem Monat darf im Freistaat wieder gefeiert werden. Dennoch hatte Schützenmeister Schnitzler Mitte März erklärt, vor Ende April keine Fakten schaffen zu wollen. „Wir haben uns intern viele Gedanken gemacht und wollten alles genau abwägen“, erklärt Schnitzler am Dienstag auf Nachfrage unserer Zeitung.

Auch mit den Behörden haben sich die Schützen eng abgestimmt. So gab es Gespräche mit der Stadt Kronach ebenso wie mit dem Landratsamt. Beide Male bekamen die Verantwortlichen die klare Rückmeldung, dass das Schützenfest stattfinden kann. Daher ist laut Schützenmeister bei den Mitgliedern zunehmend die Erkenntnis gereift, „dass wieder etwas Normalität in den Alltag einziehen muss“. Gerade in einer Zeit, in der zwischen Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflationsdynamik die Welt aus den Fugen zu geraten drohe.

Vorfreude ja, Euphorie nein

In Jubelstürme verfallen die Verantwortlichen freilich nicht. Dafür sind die Umstände zu ernst. „Die Vollgas-Bereitschaft ist noch nicht ganz da. Wir sind noch ein bisschen mit angezogener Handbremse unterwegs“, formuliert es Platzmeister Charly Wittig. Auch, weil es nach wie vor Risiken gibt. Nach über zwei Jahren Corona wisse man als Veranstalter, dass Planungen von heute auf morgen über den Haufen geworfen werden könnten. „Und dann gibt es schließlich noch weitere Unbekannte in der Gleichung“, so Wittig. Wie kommt es in der Bevölkerung an, dass wieder gefeiert werden soll? Haben die Menschen im August noch genug Geld, um es fürs Feiern auszugeben? Ist es vertretbar, angesichts des Ukraine-Kriegs ein Feuerwerk abzubrennen? Fragen, auf die es heute noch keine Antworten gibt.

Hoffen auf intakte Strom- und Wasserleitungen

Geplant werden muss aber jetzt, wenn das mit dem Schützenfest im August klappen soll. Platzmeister Wittig spricht von einem „sportlichen Zeitplan“, der vor ihm und seinen Kollegen liegt. Immerhin: Die allermeisten Schausteller hätten bereits für das Freischießen zugesagt. Auch das Essen und Trinken lasse sich gut regeln. „Nur die Musik vorne im Pavillon ist ein bisschen unser Problemkind“, gesteht Wittig. Hier hat in den vergangenen Jahren stets das Heeresmusikkorps der Bundeswehr hochklassige Blasmusik geboten. Heuer wird es dazu nicht kommen, wie Schützenmeister Jörg Schnitzler bedauert: „Einige Kapellen sind derzeit nicht spielfähig, andere bereits verplant.“ Hier werde es sicher noch etwas dauern, adäquaten Ersatz zu finden. Unklar ist zudem, wie die Gebäude auf dem Schützenplatz den zweijährigen Stillstand verkraftet haben. „Ist eine Wasserleitung aufgefroren? Funktioniert die Elektrik? Das alles müssen wir in den nächsten Wochen genau checken, um böse Überraschungen zu vermeiden.“

Allen Unwägbarkeiten zum Trotz wollen die Schützen optimistisch bleiben. Charly Wittig: „Es fühlt sich schon gut an, wieder etwas zu planen. Vielleicht entwickelt sich bis August vieles deutlich besser als erwartet.“

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