SDP will Test-Alternative Lolli lutschen statt Nasenbohren

Die SPD-Bürgermeister aus den Haßbergen appellieren an Landrat Wilhelm Schneider, die Lolli-Tests einzuführen. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die SPD Bürgermeister im Landkreis Haßberge fordern Lollitests an den Schulen. Für die Kinder sei dies einfacher zu handhaben, so das Argument.

 
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Kreis Haßberge - Den einen juckt es nach der Anwendung in der Nase, andere finden es nur unangenehm. Der „Popel-Test“, den Schüler immer wieder über sich ergehen lassen müssen, ist nicht immer angenehm. Dabei gibt es wesentlich angenehmere Alternativen – und damit ist nicht der Rachenabstrich gemeint. Nein, der sogenannte „Lolli-Test“ ist einfach, harmlos und kinderleicht: 30 Sekunden lutschen, Stäbchen in den Sammelbehälter, PCR-Test ins Labor geben – und fertig. Kein Niesen, kein Jucken und kein Würgen. Und genau diesen Lolli-Test fordern nun die SPD-Bürgermeister im Landkreis Haßberge, wie Eberns Stadtoberhaupt Jürgen Hennemann in einer aktuellen Pressemeldung am Freitag, 14. Mai, mitteilt. Darin kommt auch Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus zu Wort: „Vor allem die Kinder aus den Förderschulen und die unter zehnjährigen in den Grundschulen haben Probleme mit dem Abstrich in der Nase.“

In einer Videokonferenz haben sich, so Hennemann, die SPD-Bürgermeister nun zu den geltenden Regelungen und Vorgehensweisen im Landkreis und zu den offenen Fragen und Zielrichtungen ausgetauscht. Sie möchten, so Hennemann in seiner Meldung, in der internen Bürgermeisterbesprechung am kommenden Montag das Landratsamt mit Landrat Wilhelm Schneider an der Spitze dazu bewegen, in den Schulen im Landkreis Lolli-Tests einzuführen.

„Wir wollen, dass einfachere Testmethoden bei den kleinen Schülern eingesetzt werden und gerade die Förderschulen Erleichterungen beim Testen erfahren“, führt Eberns Stadtoberhaupt aus. „Gerade bei den Kindern sollten einfache Testmethoden angewendet werden.“ Das gelte ebenso für die Kindergärten, um hier eine dauerhafte Öffnung zu ermöglichen. Das sei für das Wohl der Kinder und auch die Unterstützung der Eltern notwendig, so Eberns Bürgermeister Hennemann

Bürgermeister Paulus: „Wir bieten in Knetzgau in unserem Testzentrum zwei Tests an, unter anderem auch den sogenannten Lollitest, bei dem der Abstrich unter der Zunge vorgenommen wird. Für Kinder ist dies wesentlich einfacher und angenehmer. Dieser sollte auch bei den Kleinen in den Grund- und Förderschulen angewendet werden.“ Dem stimmt auch Bürgermeister Karl-Heinz Kandler aus Kirchlauter zu: „Eine Ausweitung auf alle Testzentren des Landkreises und der Gemeinden für Kinder wäre sinnvoll.“

Elternbeiräte der Förderschulen versuchen, so Hennemann in seiner Meldung weiter, „ seit Wochen hier Erleichterungen zu erreichen. Bisher erfolglos.“ Fazit von Bernhard Ruß, Bürgermeister in Sand: „Die Familien benötigen mehr Entgegenkommen. Das sollte das Landratsamt aufnehmen. Die einfachen Tests könnten ein Schritt dazu sein.“

Außerdem beklagen die SPD-Bürgermeister laut Pressemeldung die Impfsituation im Landkreis. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben den Eindruck, dass es hier nicht gerecht zugeht und wir bei den Impfquoten hinterherhinken, trotz vollmundiger Versprechungen und Ankündigungen von Abgeordneten“, führt Jürgen Hennemann aus.

„Wir fragen uns auch, warum einzelne Betriebe Vorzugsbehandlungen erfahren, aber Gemeindemitarbeiter, Lehrer, Kindergärtnerinnen, Feuerwehrleute und Verkäuferinnen im Lebensmittelbereich diese Vorzugsbehandlung nicht erfahren“, ergänzt Martin Horn, Bürgermeister in Ebelsbach. Die Bürger und die Betroffenen verstünden diese Vorgehensweise nicht. „Warum werden Mitarbeiter von großen Betrieben bei den Impfungen vorgezogen, die die Möglichkeit haben in Homeoffice zu arbeiten und weniger gefährdet sind, als die tag täglich mit vielen Kontakten zu anderen Menschen im Lebensmittelhandel oder in der Schule und Kitas“, fragt Thomas Stadelmann aus Zeil.

„Es wäre zumindest sinnvoll an den Orten der Betriebe die Verkäuferinnen und Beschäftigten aus Kitas und Schulen miteinzubeziehen, um ein Ergebnis im Pilotprojekt zu bekommen“, ergänzt Jürgen Hennemann. „Wir befürchten, dass hier die mediale Aufmerksamkeit für Landrat und Abgeordnete größer war, als der Wille eine faire Impfsituation zu schaffen“, stellt Stefan Paulus fest.

Kritisiert wurde von den SPD Bürgermeistern außerdem, dass es dem Landkreis und dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel bisher nicht gelungen sei, eine größere Menge an Impfdosen in den Landkreis zu bekommen, „obwohl wir über Wochen im Bundesgebiet mit die höchsten Inzidenzwerte hatten“, heißt es in der Pressemeldung der SPD-Bürgermeister.

Die aktuell angekündigte Sonderlieferung aus dem bayerischen Gesundheitsministerium sei zumindest ein Anfang zum Aufholen gegenüber anderen Landkreisen. red

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