Seelsorge Frankenwald Konzept gegen Gewalt und Missbrauch

Karl-Heinz Hofmann
Bei der Vorstellung des Schutzkonzepts zur Prävention sexualisierter Gewalt im Seelsorgebereich Frankenwald (von links): Verwaltungssekretärin Stephanie Trautendorfer, leitender Pfarrer Detlef Pötzl und Gemeindereferent Andreas Roderer. Foto: Karl-Heinz Hofmann

Der Seelsorgebereich Frankenwald hat ein neues Papier vorgestellt. Sein Ziel: der Schutz möglicher Opfer, aber auch die Abschreckung potenzieller Täter.

 
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„Miteinander achtsam leben“ – unter diesem Motto hat der katholische Seelsorgebereich Frankenwald ein Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt erstellt. Es soll eine Kultur der Achtsamkeit etablieren und alle Formen von Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch verhindern. Dabei geht es um den Schutz möglicher Opfer, aber auch um eine Abschreckung für potenzielle Täter sowie Aufklärung. Dazu stehen mehrere Ansprechpartner in der Region vor Ort und im Ordinariat zur Verfügung. Das Konzept wird den Gemeinden am Wochenende in den Kirchen vorgestellt.

Der leitende Pfarrer im Seelsorgebereich Frankenwald, Detlef Pötzl, hatte dieses Thema schon im vergangenen Jahr aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Pastoralteams, des Seelsorgebereichsrates und einer Arbeitsgruppe von Ehrenamtlichen ein Schutzkonzept zu diesem Thema erarbeitet. Es wurde am 11. November 2022 durch die zuständigen Stellen im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg genehmigt und in Kraft gesetzt.

Kultur der Achtsamkeit

Die Prävention sexualisierter Gewalt sei sehr wichtig, gerade angesichts der aktuellen Erkenntnisse zu den Missbrauchsfällen in der Kirche, sagt Pötzl: „In unseren Gemeinden haben wir hohe Ansprüche. Wir wollen die frohe Botschaft von Jesus Christus in unsere Welt und in unsere Zeit buchstabieren und dem Auftrag gerecht werden, den wir mit unserer Taufe erhalten haben. Es ist unser Anliegen, vertrauensvoll und verantwortungsbewusst miteinander umzugehen. Dabei erkennen wir, dass es notwendig ist, eine Kultur der Achtsamkeit zu etablieren und alle Formen von Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch zu unterbinden.“

Schmerzlich habe man erkennen müssen, dass es auch im kirchlichen Raum Grenzverletzungen, sexuelle Gewalt, schwere Verbrechen und Missbrauch gegeben habe, so der Pfarrer: „Daher wollen wir auf allen Ebenen dafür Sorge tragen, dass wir aufmerksam, verantwortungsbewusst und entschlossen dazu beitragen, Missstände zu beseitigen, unangemessenes Verhalten zu unterbinden und erlittenes Unrecht aufzuarbeiten.“

Gefährdungspotenziale erkennen

Das gemeinsam erarbeitete Schutzkonzept solle dazu beitragen, Gefährdungspotenziale im kirchlichen Raum zu erkennen und zu beseitigen, Handlungsstrategien für einen achtsamen Umgang miteinander zu entwerfen und Sicherheit im Fall der Konfrontation mit unklaren Situationen zu gewinnen, betont Pötzl. Das Papier solle sensibilisieren, informieren und Fragen beantworten und damit ein wichtiger Baustein in der Aus- und Fortbildung aller haupt- und ehrenamtlicher Beschäftigten werden. „Wir wollen weiterhin mit gutem Gewissen sagen können: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind kompetent, und wir tun alles, um potenziellen Täterinnen und Tätern keinen Raum zu geben“, hebt der Seelsorger hervor. „Grundvoraussetzungen dafür sind Offenheit und Vertrauen. Wenn Menschen sich öffnen und Vertrauen wagen, machen sie sich verletzlich. Damit diese Verletzlichkeit nicht von Einzelnen ausgenutzt werden kann, braucht es klare Regeln. Kirchliche Räume müssen sichere und attraktive Orte für alle Menschen sein.“

Das neue Schutzkonzept solle ein erster Schritt auf dem Weg hin zu mehr Sicherheit sein. Die entsprechenden Gremien hätten sich wochenlang mit der Ausarbeitung beschäftigt und hätten auch den Mut aufgebracht, damit eine Art Vorreiter im Erzbistum Bamberg zu sein, erklärte der Pfarrer.

Schulungen

In den kommenden Wochen sind dazu Informationsveranstaltungen und Schulungen mit den Mitgliedern der kirchlichen Gremien, Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen vorgesehen. Außerdem will man auch haupt- und ehrenamtlich Aktive in diese Schulungen einbinden.

Weitere Informationen dazu sind auf der Homepage www.seelsorgebereich-frankenwald.de. nachzulesen. Gedruckte Exemplare des Konzepts sowie Broschüren liegen in den Kirchen am Schriftenstand auf beziehungsweise sind im zuständigen Pfarrbüro erhältlich.

Das Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt sei nicht in Stein gemeißelt, sondern müsse immer weiterentwickelt werden, sagte Pötzl. Für Rückmeldungen, Anregungen und konstruktive Kritik sei man dankbar.

Hier gibt es Hilfe

Zum Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt gibt das neue Konzept des Seelsorgebereichs Frankenwald folgende Tipps: Sprechen Sie mit Verantwortlichen in der Gruppe und schildern Sie das Problem oder die Beschwerde. Oder wenden Sie sich an Verantwortliche der Pfarrei. Kommt es dabei zu keiner Klärung, stehen Ansprechpartner des Seelsorgebereichs Frankenwald jederzeit zur Verfügung.

Aber auch ans Erzbistum kann man sich wenden: Koordinierungsstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt, Telefon 0951/868862, praevention@erzbistum-bamberg.de.

Notruf bei sexualisierter Gewalt: Marlies Fischer, Telefon 0951/9868730, notruf@skf-bamberg.de; Rechtsanwältin Eva Hastenteufel- Knörr, Fachanwältin Familienrecht, Telefon 0951/40735525, eva.hastenteufel@kanzlei-hastenteufel.de  

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