Vogelzähl-Aktion in Coburg Spatz verteidigt Spitzenplatz

Der Haussperling oder Spatz bleibt der am häufigsten gesichtete Vogel in Coburg. Foto: picture alliance/dpa/Waltraud Grubitzsch

Der Haussperling taucht zwar bei der diesjährigen Vogel-Zählaktion bei weitem nicht in jedem Garten auf, dafür häufiger. Die Amsel hingegen wurde fast überall gesichtet.

 
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Mit großem Abstand ist er auch heuer wieder der meist gezählte Vogel in Coburgs Gärten: Der Haussperling, im Volksmund Spatz genannt. Das teilt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Coburg nach Auswertung der bayernweiten Bürgerzählaktion „Stunde der Gartenvögel“ mit.

Neu auf dem Siegertreppchen ist demnach der Star auf Platz zwei, der im vergangenen Jahr noch auf Rang fünf gelegen hat – im Stadtgebiet belegt er sogar den ersten Platz. Damit liegt er im Coburger Raum einen Rang höher als im bayernweiten Vergleich. Die Amsel und der Feldsperling folgen mit jeweils Platz drei und vier.

Praktisch in jedem Garten gesichtet wurde laut LBV Coburg die Amsel. In dieser Hinsicht belegt sie den Spitzenplatz, wenn es sich auch oft nur um ein oder zwei beobachtete Individuen gehandelt hat. Der Haussperling dagegen fehlte bei einem Viertel der Beobachtungsplätze im Landkreis. Im Stadtgebiet wurde er sogar in nicht einmal der Hälfte der Gärten gesehen. „Wenn er aber irgendwo auftritt, dann in größerer Zahl“, erklärt Biologin Marlene Klisa. Ebenfalls regelmäßig in den Coburger Gärten sind Kohlmeise und Blaumeise aufgetaucht.

Die Sperlinge und die Stare seien meist in Trupps von durchschnittlich fünf Individuen beobachtet worden, so Klisa. „Diese gehäufte Truppbildung könnte darauf zurückzuführen sein, dass die erste Brut bereits erfolgreich aufgezogen und ausgeflogen ist.“ Meist fänden sich die Jungtiere dann in kleinen Gruppen – oft auch mit den Eltern – zusammen, um gemeinsam nach Nahrung zu suchen.

„Erfreulich häufig“, sagt Klisa, hätten die Vogelbeobachter in diesem Jahr Gebäudebrüter gezählt. Die Mehlschwalbe ist von Platz zehn auf die Sieben geklettert, der Mauersegler hat einen Sprung in der Rangliste von Platz 19 auf zwölf gemacht. Auch die Rauchschwalbe wurde heuer in größerer Zahl gemeldet. „Allgemein sind die Schwalben und auch der Mauersegler in diesem Jahr bereits früher aus ihren Überwinterungsgebieten zurückgekehrt. Dazu hatten sicherlich die besonders milden Bedingungen in den vergangenen Wochen beigetragen“, meint die Biologin.

Nachdem in der Corona-Pandemie weniger Leute bei der Vogelzählung mitgemacht hätten, hätten sich in diesem Jahr wieder wieder mehr Vogelfreunde im Coburger Raum an der deutschlandweiten Zählaktion beteiligt, freut sich Klisa. In Stadt und Landkreis Coburg waren es demnach 153 Teilnehmer bei 115 Gärten. Sie haben insgesamt 3641 Vögel gemeldet. Insgesamt hat damit die Teilnahme im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent zugenommen.

Pro Garten wurden im Landkreis durchschnittlich 33 Vögel registriert, im Stadtgebiet waren es mit 27 ein stückweit weniger. Letzteres entspreche dem bayernweiten Durchschnittswert. „Dass bei uns im ländlichen Gebiet deutlich mehr Vögel pro Garten gesichtet werden, ist ein durchgängiges Muster der vergangenen Jahre“, sagt Klisa. So auch bei der Artenzahl: Im Landkreis sind es 72 verschiedene, im Stadtgebiet deutlich weniger, aber immerhin auch noch 43.

Die Aktion „Stunde der Gartenvögel“ hat nach Verbandsangaben zum 20. Mal stattgefunden. Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, Vögel im Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen und das Ergebnis dem bayerischen Naturschutzverband LBV zu melden. Rund 10 800 Menschen aus dem Freistaat haben sich an der Aktion beteiligt, zu der der LBV gemeinsam mit dem NABU aufruft. „In den 20 Jahren haben sich unsere Landschaft und unsere Gesellschaft verändert und politische Entscheidungen den Naturschutz positiv wie negativ beeinflusst. Eines ist aber gleichgeblieben: Tausende Menschen begeistern sich für unsere heimische Vogelwelt. Das zeigt unsere Aktion jedes Jahr aufs Neue und treibt uns an“, wird die LBV-Biologin Angelika Nelson in einer Pressemitteilung zitiert. Dass der Schutz der Gartenvögel nach wie vor relevant sei, zeige in diesem Jahr ein „trauriger Negativrekord“: Gerade einmal 27 Vögel meldeten die Teilnehmer im Durchschnitt von den unterschiedlichsten Zählstellen. Das sind laut LBV so wenige Vögel wie noch nie in der 20-jährigen Geschichte der Aktion.

Der Spatz belegt auch bayernweit den ersten Platz. „Doch der Schein trügt. Gerade in Großstädten wie München gibt es immer weniger Spatzen, die die Tische in Biergärten und Cafés nach Krümeln absuchen“, erklärt Nelson. Ein Grund: Der Spatz leide unter akuter Wohnungsnot. Er brütet in Nischen und Mauerspalten, die er an glatten Neubaufassaden nicht findet. Außerdem brauchen Spatzen Hecken und Sträucher, in denen sie sich in großen Trupps verstecken können.

Auf Rang zwei landet heuer die Amsel, wie auch in den meisten Jahren zuvor. Allerdings zeige sich, dass die Amsel mit der Zeit prozentual aus immer weniger Gärten gemeldet wird, heißt es vom LBV. Den dritten Platz in Bayern sichert sich der Star.

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