Vortrag über den Wolf Wahrheit und Mythen über Isegrim

Der LBV lädt ein zu einem Vortrag zum Thema Wolf. Wird Coburg bald Wolfsgebiet? Foto: Christoph Bosch/LBV

Der Coburger LBV lädt ein zu einem Vortrag zum Thema Wolf. Anlass ist die Unsicherheit, die seit dem genetischen Nachweis Ende März in der Region herrscht. Redner ist Wolfsexperte Willi Reinbold.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nachdem Ende März ein weiblicher Wolf genetisch im südlichen Coburger Landkreis nachgewiesen werden konnte, beschäftigt sich nun der LBV mit Isegrim. „Das ist ein Beleg, dass diese Tierart auch bei uns ihren alten Lebensraum wieder besiedeln will“, sagt der Vorsitzende des LBV, Frank Reißenweber und lädt daher zu einem Vortag am Dienstag, 26. September, ab 19.30 Uhr mit dem LBV-Wolfsbeauftragten Willi Reinbold. Anlass dafür sei, dass der Wolfsnachweis vom Frühjahr die Menschen in der Region nach wie vor beschäftige. Der letzte Wolfsnachweis war vor 164 Jahren bei Heldburg geführt worden.

Mit Blick auf den aktuellen Wolfsnachweis vom März sagt Frank Reißenweber: „Das war ein durchziehendes Tier im Spätwinter.“ Weitere Sichtungen oder Nachweise habe es seither nicht gegeben, „auch nicht inoffiziell“, wie der Biologe bestätigt. Allerdings sei vor gut zwei Wochen vermeldet worden, dass auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön ein Wolfspaar Nachwuchs bekommen habe. „Und von der Rhön bis nach Coburg, das ist ein Bereich, da könnte ein Tier durchaus in zwei Tagen bei uns sein.“ Der LBV-Wolfsbeauftragte Willi Reinbold werde sich daher in seinem Vortrag auch mit der perspektivischen Entwicklung einer Wolfsbesiedelung im Raum Coburg beschäftigen. Dabei werde es auch um die Vermehrung der Wölfe, aber auch um mögliche Probleme gehen. „Man sollte den Wolf sicher nicht als kleinen Schoßhund verklären. Aber es geht darum, wie Weidetierhaltung und Wolf im Einklang miteinander leben können“, meint Frank Reißenweber und setzt hinzu: „Das ist bei uns im Flachland sicher einfacher als im Hochgebirge.“

Wie Willi Reinbold betont, könnte es theoretisch 700 bis 1400 Wolfsterritorien in Deutschland geben. „Auch fast ganz Bayern ist als Wolfslebensraum geeignet“, so der Experte. Dies bedeute aber nicht das Ende der Weide- und Almwirtschaft oder der Nutztiere im Flachland. „Denn dafür, dass das Zusammenleben funktioniert, gibt es genug Beispiele“, verdeutlicht Wille Reinbold. So hätten die Menschen in der Schweiz, der Slowakei, in Italien und Spanien bereits gelernt, mit dem Wolf zu leben. Auch würden in der Schweiz trotz steigender Wolfszahlen die Nutztierrisse weniger. „Voraussetzung ist ein funktionierender Herdenschutz, der in Bayern bereits jetzt wie die Herdenschutzberatung zu 100 Prozent vom Staat bezahlt wird. Die Maßnahmen werden also von der Gemeinschaft getragen, kein Landwirt wird alleine gelassen.“ Wichtig sei aber auch, Lösungen zu finden, um den zusätzlichen Aufwand von Landwirten – zum Beispiel Zaunaufbau und -kontrolle – auszugleichen.

Interessant sei auch, dass verschiedene Studien zu dem Ergebnis kommen, dass der Abschuss einzelner Wölfe kontraproduktiv sein könne. „Demnach vergreifen sich in Rudeln lebende Wölfe wesentlich seltener an Nutztieren als wandernde Einzelwölfe. Dennoch müssen auch Tier- und Artenschützer akzeptieren, dass Wölfe abgeschossen werden dürfen, wenn Schäden trotz Schutzmaßnahmen überhandnehmen“, so Wille Reinbold, der hinzufügt: „Oder wenn Wölfe die Scheu vor Menschen verloren haben. Und man muss akzeptieren, wenn in bestimmten Gebieten die Weidehaltung angepasst werden muss, weil Schutzmaßnahmen nicht umsetzbar sind.“ Sein Fazit daher: „Wir müssen also lernen, eine gute Lösung für alle zu finden. Die Romantisierung des Wolfes ist dabei ebenso wenig hilfreich wie der sofortige Ruf nach seinem Abschuss.“

Der Vortrag findet ab 19.30 Uhr im Landgasthaus Kaiser (Neustadter Straße 24) in Dörfles-Esbach statt. Der Eintritt ist frei. Wer mag, kann sich auch online zuschalten unter dem Link www.t1p.de/naturschutzonline.

Autor

Bilder