Wahl von LBV und NABU Der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024

Der Kiebitz gilt auch als „Gaukler der Lüfte“. Im Coburger Land gibt es nur noch rund 15 bis 15 Brutpaare. Foto: Frank Derer/Frank Derer

Insgesamt stimmten mehr als 33.000 Menschen für den Kiebitz. Der Gebietsbetreuer für Wiesenbrüter im Coburger Land freut sich besonders über dieses Ergebnis. In der Region gibt es nur noch 15 bis 25 Brutpaare.

 
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Der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024. Damit steht das kommende Jahr ganz im Zeichen eines Vogels, der mit einem Alter von durchschnittlich 25 Jahren älter wird als die meisten Vogelarten. Auch Christian Fischer, Gebietsbetreuer des LBV für Wiesenbrüter im Coburger Land, freut sich darüber, dass der Kiebitz Wahlsieger ist. Er sagt: „Auch im Coburger Land zeigt der Kiebitz noch alljährlich seine rasant gaukelnden Balzflüge. Da der Bestand des Wiesenbrüters in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen hat, trifft man den Vogel aber nur noch an wenigen Stellen im Coburger Land als Brutvogel an.“ Gut 15 bis 25 Brutpaare gäbe es noch in der Region; diese würden sich überwiegend auf den Äckern und Wiesen nördlich von Coburg bis Meeder und Beuerfeld konzentrieren. Der Gebietsbetreuer erläutert dazu: „Besonders gerne brüten Kiebitze heutzutage auf Stoppeläckern. Auf den modernen Wirtschaftswiesen fühlt sich der Kiebitz nicht mehr wohl, da sie zu schnell und zu dicht wachsen.“

So hätten es auch die kleinen Kiebitze schon von Geburt an nicht leicht. „Nach dem Schlupf, meist Anfang Mai, müssen sie den Acker verlassen, denn dort gibt es nicht ausreichend Futter“, bedauert Christian Fischer und setzt hinzu: „Mitunter müssen sie mit ihren Eltern weit wandern, um an geeignete Futterstellen zu kommen. Das können Nasswiesen oder schlammige Wassermulden sein.“ Doch nicht nur der Lebensraum habe sich über die Jahrzehnte für den Kiebitz verschlechtert: „Bedroht werden Eier und Küken auch durch Bodenfeinde wie den Fuchs, die heute zahlreicher vorkommen als in früheren Zeiten.“

Christian Fischer ist sich daher sicher: „Eine Zukunft hat der Kiebitz bei uns nur, wenn es ihm gelingt, genügend Nachwuchs heranzuziehen, um den Bestand zu erhalten.“ Um diese zu erreichen, ergreift der Gebietsbetreuer allerlei Maßnahmen. So markiert er beispielsweise in Absprache mit Landwirten die Kiebitz-Nester, damit diese bei der Acker- und Wiesenbewirtschaftung geschont werden können. Auch Wassermulden werden mit Baggern in Wiesen geschoben, damit die Küken trinken und im offenen Uferschlamm Insektenlarven und Würmer finden können. „Hilfreich ist dabei auch eine Beweidung mit Rindern, die Wiesen und Gewässer offenhalten und in deren Dung sich viele Insekten als Kükennahrung entwickeln“, erklärt Christian Fischer. Neben lebensraumverbessernden Schutzmaßnahmen seien auch Zäune eine Möglichkeit, den Wiesenbrütern zu helfen. „Besonders in Hessen konnte durch Schutzzäune eine starke Zunahme der Kiebitzbestände erreicht werden“, berichtet der Gebietsbetreuer. Im Coburger Land werde mit Hilfe von Elektrozäunen versucht, die Bruten vor Füchsen zu schützen.

Mit seiner Krönung löst der Kiebitz das Braunkehlchen als Vogel des Jahres 2023 ab. Die Wahl fand zum vierten Mal öffentlich statt und wurde organisiert vom bayerischen Naturschutzverband LBV zusammen mit seinem bundesweiten Partner NABU. Insgesamt mehr als 33.000 Menschen - entsprechend 27,8 Prozent der Stimmen - entfielen auf den Kiebitz, der auch als „Gaukler der Lüfte“ bekannt ist. Auf dem zweiten Platz landete der Steinkauz, gefolgt vom Rebhuhn, der Rauchschwalbe und dem Wespenbussard. „Jede dieser Vogelarten wäre des Titels würdig gewesen, doch der Kiebitz verdient ihn ganz besonders“, sagt dazu der Bayern-LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. „Als Vogel des Jahres steht der Kiebitz für die Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft. Damit die Vögel weiterhin in Bayern vorkommen, müssen wir handeln.“

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