Weißenbrunn Tarifstreit bei Gampert eskaliert

Am Freitag hat ein Warnstreik bei der Gampert-Bräu in Weißenbrunn stattgefunden. Das Unternehmen will dennoch nicht von seinem Austritt aus der Tarifbindung zurücktreten. Foto: Gewerkschaft NGG

Mitarbeiter der Brauerei und Gewerkschafter protestieren vergeblich vor dem Werksgelände: Die Traditionsbrauerei hat ihren Austritt aus der Tarifbindung erklärt.

 
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Weißenbrunn - Sie haben am Freitag noch einmal mobilisiert, was ging. Am Ende aber konnten Gewerkschafter und Mitarbeiter der Weißenbrunner Traditionsbrauerei Gampert die Geschäftsführung auch mit einem Streik nicht umstimmen: Das Unternehmen will künftig nicht mehr nach Tarif zahlen.

Geschäftsführender Gesellschafter Christian Höfner bestätigte das am Freitag schriftlich. „Die Gampert-Bräu ist aus der Tarifgemeinschaft für das Braugewerbe ausgetreten. Grund dafür sind anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten, die in den Jahren 2019 und 2020 zu negativen Ergebnissen geführt haben. Die Corona-Pandemie hat diese Situation weiter verschärft. Durch die staatlich verordnete wiederholte Schließung von Hotellerie und Gastronomie ging die Nachfrage nach Bier teils kräftig zurück“, heißt es in der Mitteilung.

Forderungen zu hoch?

Das Fass zum Überlaufen gebracht haben laut Höfner Forderungen der Gewerkschaft in den aktuellen Tarifverhandlungen. „In dieser Situation sind Tarifsteigerungen – die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert Erhöhungen um 3,8 Prozent – für uns nicht möglich. Das gilt umso mehr, als auch schon in den vergangenen Jahren die Tarife stark an den Möglichkeiten der großen Brauereien ausgerichtet waren. Die dadurch kräftig gestiegene Lohnbasis erhöht die Belastungen durch neue Abschlüsse immer mehr. Als Unternehmen mittlerer Größe können wir diese Tarifabschlüsse nicht mehr mitgehen. Auch tarifbegleitende Regelungen unter anderem zur Arbeitszeit bringen immer mehr Bürokratie und verursachen Kosten. Deshalb schlagen wir unserem Betriebsrat und der Gewerkschaft den Abschluss eines Haustarifvertrages vor.“

Es gehe „nicht darum, unseren Mitarbeitern etwas wegzunehmen. Es gelten ohnehin die Regelungen des bestehenden Tarifvertrages weiter. Uns geht es vielmehr darum, die Auswirkungen der Corona-Pandemie wirtschaftlich zu bewältigen, Arbeitsplätze zu sichern und unser Familienunternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Deshalb müssen wir künftige Lohnerhöhungen konsequent am wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens ausrichten“, so Höfner.

Belegschaft reagiert gefrustet

Die Arbeitnehmervertreter kritisieren diesen offenbar bereits im Januar erfolgten Schritt scharf. Am Freitag zeigten sie dies auch öffentlich – mit einem Warnstreik. Schon morgens um 7 Uhr standen Verantwortliche der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit weiten Teilen der Belegschaft vor dem Werkstor, um die rückwirkende Anerkennung der Tarifverträge zu erreichen. „Die Stimmung bei uns in der Belegschaft ist seit der Tarifflucht unseres Arbeitgebers auf dem Tiefpunkt. Deswegen kämpfen wir heute für unseren Anerkennungstarifvertrag“, erklärte Christian Löffler, Tarifkommissionsmitglied und Betriebsratsvorsitzender der Gampert-Bräu.

Nachdem man sich in den Tarifverhandlungen am 26. April auf keinen Kompromiss habe verständigen können, sei am 3. Mai durch die Gewerkschaft NGG offiziell das Scheitern der Verhandlungen erklärt worden. Die Tarifkommission der Gewerkschaft halte dennoch weiterhin an ihrer Tarifforderung – die Übernahme der Tarifverträge des bayrischen Brauereigewerbes – fest.

„Die Forderung des Arbeitgebers, der Abschluss eines Haustarifvertrages mit einer eigenen Entgeltregelung hätte für die Beschäftigten, der Gampert-Bräu perspektivisch eine deutliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zur Folge und kommt deshalb für die Beschäftigten nicht in Frage. Wir verleihen unserer berechtigten Forderung Nachdruck mit diesem Warnstreik“, erklärte Inga Schneider, Gewerkschaftssekretärin der NGG Region Oberfranken.

Sollte die Gampert-Bräu nicht einlenken, sollen weitere Maßnahmen folgen.

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