Kronach - "Man muss verstehen, wie Entscheidungen zustande gekommen sind. Dass die dann nicht jeder gut findet, ist eine andere Sache", verspricht Jürgen Baumgärtner am Montag bei einem Pressegespräch künftig größtmögliche Transparenz. Da darf er gerade mal 70 Minuten kommissarisch für die Frankenwaldgruppe sprechen. Die Vorsitzende Petra Öhring hat ihr Amt zur Verfügung gestellt. Zu groß war der Druck, den der Investitionsstau von 65 Millionen Euro bedeutet. Baumgärtner rechnet sogar mit einer Zahl um die 90 Millionen Euro. "Wir müssen die Wahrheit formulieren. Auch wenn sie unbequem ist", erklärt er und nennt strategische Fehleinschätzungen als Grund dafür, dass der Verband in eine Schieflage geraten war. Bayernweit sehe es bei keinem Wasserversorger so prekär aus wie bei der Frankenwaldgruppe. Er nimmt Petra Öhring aber auch in Schutz. Sie sei nicht verantwortlich für die Fehler, die schon vor Jahrzehnten gemacht wurden: Man habe die Bürger nicht zu sehr belasten wollen, das Leitungsnetz deshalb nur punktuell saniert, keine Rücklagen gebildet. Auch habe es kein strategisches Gesamtkonzept gegeben. "Hier im Frankenwald neigt man dazu, bei kaputten Straßen die Fahrbahndecke zu sanieren, damit es schön ausschaut", erklärt Baumgärtner. Den Unterbau, in dem Wasser- und Abwasserleitungen liegen, lasse man in Ruhe. Wenn ein paar Jahre später eine Leitung kaputt sei, reiße man ein Teilstück auf und repariere den Schaden. "Das ist so, wie wenn man ein Fenster saniert, erneuert aber nur die rechte Hälfte, die linke lässt man, weil sie noch gut ist. Das würde kein Mensch machen. Reparieren ist am Ende immer teurer als sanieren."