Hassberge Wirbel in den Haßbergen

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Polizei, Feuerwehren und Straßenmeisterei im Dauereinsatz: In der Nacht zum Sonntag zieht ein heftiger Sturm über den Landkreis Haßberge hinweg und sorgt für große Schäden.

 
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Ebern - Lisa ist an allem schuld: Das Tiefdruckgebiet mit dem Namen "Lisa" hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der Region zahlreiche Schäden verursacht - Personen sind dabei aber glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen.

Wer allerdings am Sonntagmorgen durch den Landkreis Haßberge gefahren ist, konnte mit eigenen Augen sehen, dass diese Tatsache einem Riesenglück geschuldet ist: Entwurzelte Bäume, abgebrochene Baumkronen, teilweise abgedeckte Dächer und umgelegte Zäune bezeugen eine sprichwörtlich stürmische Nacht. "Anruf auf Anruf ging bei uns ein", berichtet Polizeihauptkommissar Reinhold Albert von der Polizeiinspektion Ebern. Mehr als 40 Mal läutete das Telefon und Bürger aus dem gesamten Dienstbereich meldeten umgestürzten Bäume, beschädigte Autos und mehr. "Feuerwehren, die Straßenmeisterei, der Kreisbauhof und städtische Arbeiter sowie die Polizei waren im Dauereinsatz, um die Folgen der kräftigen Gewitter zu beseitigen", so Albert weiter.

Die spektakulärsten Fälle gab es dabei an der Voccawinder Mühle, ein Baum auf ein Auto fiel und dabei auch eine Stromleitung mitriss sowie ein Scheunendach schwer beschädigte, sowie am Pettstadter See. Dort waren drei Birken mitsamt der Uferbefestigung entwurzelt worden: "So etwas habe ich noch nie gesehen", schüttelt Reinhold Albert den Kopf. Polizeibeamten und Helferteams hatten keine ruhige Minute: "Es war eine Katastrophe", so Albert am Sonntagmorgen, "alle sind nur herumgeschossen". Dabei hat es die Polizeiwache in Ebern selbst erwischt: Einige Ziegel hat der Sturm vom Dach abgedeckt. Gegenüber hat er allerdings noch stärker zugeschlagen: Auf die Gaststätte am Streit's Garten war in der Nacht ein Baum gefallen.

Die Einsatzhelfer in der Alarmzentrale der Feuerwehr in Ebern rund um Kreisbrandinspektor Rudi Lübke hatten alle Hände voll zu tun. Allein in der "Kernzeit" des Unwetters zwischen 23 und 3 Uhr hatten sie rund 30 Einsätze im Eberner Stadtgebiet und Nachbarortschaften zu absolvieren. Auf der Kreisstraße Herbelsdorf - Lichtenstein war ein Taxi von umstürzenden Bäume eingekeilt, eine ähnliche Situation erlebten Autofahrer auch auf der Strecke zwischen Breitbrunn und Gleisenau: Gleich sechs Autos steckten vorübergehend fest, als sich vor ihnen ein Baum in den Weg legte. Als sie daraufhin wenden und einen anderen Weg nehmen wollten,krachte auch dort ein Baum auf die Straße. Für die Aufräumarbeiten waren einige Straßen noch den ganzen Sonntag über gesperrt. Das Wichtigste aber, insbesondere angesichts der massiven Naturgewalten: Es kamen nirgendwo Menschen zu Schaden. Auch auf dem Jugendzeltplatz bei Reutersbrunn, wo eine Buche auf ein Zelt fiel, befanden glücklicherweise keine Kinder darin. Bei Verkehrsunfällen wegen umgestürzter Bäume auf der Autobahn A 73 auf Höhe Memmelsdorf und Hirschaid traf der entwurzelte Baum in einem Fall sogar direkt den Pkw. Auch hier erlitten beide Fahrer aber glücklicherweise nur leichte Verletzungen. In Ebelsbach mussten sich die Besucher der Sektnacht vorübergehend in die Stollen flüchten, sogar das Coburger Rosengarten-Open air wurde wegen des drohenden Unwetters vorzeitig abgebrochen.

Dächer abgedeckt wurden auch im westlichen Landkreis, mindestens drei Häuser in Pfaffendorf mussten Ziegel lassen, in Kraisdorf kam es nach einem Leitungsschaden zum kurzzeitigen Stromausfall, auch zwischen Ebern und Seßlach mussten die Techniker des Stromversorgers eingreifen. Die Polizei in Haßfurt zählte in der Nacht gar rund 150 Einsätze, am Sonntagmorgen kamen dann noch weitere 20 hinzu. In Knetzgau wurde das Dach eines Hauses vom Sturm teilweise abgedeckt und ein Kamin drohte abzurutschen; im Zeiler Stadtteil Bischofsheim war der Maibaum auf ein geparktes Auto gestürzt. Bei Limbach war eine Stromleitung von einem Blitz getroffen worden und auch das Dach der Wallfahrtskirche Maria Limbach hat unter dem Sturm gelitten.

Glück hatte auch ein Ebelsbacher, dessen Trampolin - immerhin im Durchmesser von drei Metern - sich in der Sturmnacht davon machte: quer über den Gartenzaun, den es dabei auch noch mitriss, zum Glück jedoch nur bis auf ein unbebautes Nachbargrundstück. "Die Nachbarin hatte angerufen, sie hat ein Trampolin fliegen sehen", sagt der Mann, der dankbar ist über den glimpflichen Ablauf: "Nicht auszudenken, wenn da Menschen unterwegs gewesen wären." Letztlich habe dieser Sturm wieder gezeigt: "Du kannst gegen die Natur nichts ausrichten."

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