Kronach - Lange hat Anna* das Martyrium ertragen. Viel zu lange. Aber irgendwann hat sie die Reißleine gezogen. "Ich habe verstanden, dass ich sonst daran sterben werde", sagt die Frau und knetet dabei nervös das Taschentuch, mit dem sie sich Sekunden vorher eine Träne aus dem Gesicht gewischt hat. Sie kann bis heute nicht wirklich über das sprechen, was sie jahrelang durchleiden musste. Im Juristendeutsch würde man von einem Fall häuslicher Gewalt sprechen. Von beharrlicher Nachstellung, Freiheitsentzug in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. Doch diese Begriffe werden Annas Tragödie nicht einmal annähernd gerecht. Sie wurde von ihrem Lebensgefährten systematisch fertiggemacht. Sie wurde angeschrien, gefesselt, geschlagen. Immer wieder. Immer härter. Immer brutaler. Bis zu jenem Tag im Dezember 2012, als sie zur Polizei ging und Anzeige gegen ihren Peiniger erstattete.