Kronach Ladung um Ladung gegen Kinderlähmung

So sieht es aus, wenn die gesammelten Deckel einmal pro Woche in Birkach verladen werden. Im Bild zu sehen sind Klaus Stengl und Rotary-Präsidentin Anne Spörl, die die Aktion ebenfalls unterstützt. Foto: Karl-Heinz Hofmann

Seit zwei Jahren sammelt eine Initiative um Klaus Stengl Flaschenverschlüsse aus Plastik. Die Deckel werden verkauft, das Geld für Impfungen verwendet. Das Prinzip funktioniert.

 
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Kronach - Es sind beeindruckende Zahlen, die die Kronacher Initiative "Deckel drauf" in dieser Woche präsentiert hat: Rund zwei Jahre nach ihrer Gründung hat die Gruppe um Organisator Klaus Stengl zweieinhalb Millionen Kunststoffverschlüsse von Flaschen und Getränkekartons in den Landkreisen Kronach und Kulmbach gesammelt. "Damit ermöglichen wir die Impfung von 15 000 jungen Menschen gegen Kinderlähmung", freut er sich.

Der Verein, die Zielsetzung, die Sammelstellen

Auf der Rotary International Convention 2013 in Lissabon stellte der Rotary Club of Sintra sein Projekt vor. Sie sammeln Deckel von Plastikflaschen, verkaufen diese an einen Verwerter und finanzieren damit Rollstühle für bedürftige Menschen in Portugal. Von dieser Grundidee begeistert, begannen die Gründungsmitglieder des Vereins "Deckel drauf e.V.", ein Konzept zur Nachahmung in Deutschland zu entwickeln. Knapp ein Jahr später, im August 2014, waren die ersten Schritte getan und der neu gegründete Verein wurde ins Vereinsregister eingetragen. Der Unterschied zum portugiesischen Vorbild: Im ersten Schritt kommen die Erlöse aus dem Deckelverkauf dem Rotary Projekt "End Polio Now" zu.

Das Ziel des Vereins besteht darin, durch das Sammeln und die Verwertung von Plastikdeckeln Projekte finanziell zu unterstützen. Mit dem Erlös der Deckel wird im ersten Schritt das Rotary Projekt "End Polio Now" und damit die Bekämpfung der Kinderlähmung unterstützt.

Seit 2016 gibt es auch in Kronach eine Unterstützergruppe. An zahlreichen Orten im Landkreis werden Deckel gesammelt. Eine Liste der Sammelstellen findet sich online.

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www.deckel-gegen-polio.de

Stengl ist von der Resonanz der Aktion seitens der Bevölkerung begeistert. "Wir hätten vor zwei Jahren nie gedacht, dass das so einschlagen würde." Damals habe er, Stengl, von dem Prinzip im Fernsehen gehört. Ein Rotary-Club sammelte Verschlusskappen im großen Stil, um sie dann an einen Verwerter zu verkaufen. Die dadurch erzielten Einnahmen wurden für soziale Zwecke ausgegeben. "Ich hab' dann gedacht, eigentlich müsste man so was auch in Kronach machen." Der Friesener griff zum Telefon und trommelte weitere Unterstützer zusammen. Er orientierte sich dabei an einem Nürnberger "Deckel"-Verein, der Kinderlähmung bekämpfen will (siehe Infokasten).

Man fing mit einigen wenigen Sammelstellen an und weitete das Netz dann sukzessive aus. Womit man nicht gerechnet hat, ist der Verwaltungsaufwand, den der Ehrenamtlichen-Trupp zu bewältigen hat. Einerseits haben die Mitstreiter lange Zeit auch im Landkreis Kulmbach gewirkt, weshalb man einfach viel unterwegs war. Andererseits lief die Logistik des Deckel-Transports nicht immer einwandfrei. "Da war der Abstimmungsbedarf hoch. Mittlerweile haben wir aber beide Probleme gelöst", freut sich Klaus Stengl. In Kulmbach kümmert sich fortan eine eigene Initiative. Ein neuer Logistikpartner holt zuverlässig einmal in der Woche die im Landkreis eingesammelten Verschlusskappen ab, um sie nach Nürnberg zu bringen. Ansonsten bleibt das Prinzip das gleiche. An den zahlreichen Sammelstellen können Kronacherinnen und Kronacher ihre Deckel abgeben. Einmal die Woche werden die Boxen am Wertstoffhof in Birkach geleert - und Richtung Nürnberg abtransportiert.

Ein Problem aber bleibt: Benötigt werden "nur Hartplastikdeckel und -verschlüsse aus PP oder HDPE von Getränkeflaschen oder Getränkekartons, die den Durchmesser von vier Zentimetern nicht überschreiten". Nur diese können laut Stengl zu Granulat zermahlen und weiterverarbeitet werden. "Leider stellen wir fest, dass in einigen Sammelstellen Fremdabfälle wie Plastikbecher und -flaschen, Toner-Kartuschen, Papier und Pappe, Pausenbrote und Abfälle aller Art, in die Tonnen eingeworfen werden. Per Hand müssen diese Abfälle dann von uns vor dem Abfüllen in die Big-Bags ausgelesen werden. Wenn wir Teile übersehen, mindert das leider den Verkaufserlös."

Die meisten Deckel hat bisher die Volksschule Johannisthal abgeliefert: rund 290 000 Stück. Auch in den Stern-Apotheken (282 000), an der Grundschule Wilhelmsthal (238 500) und in der Löwen-Apotheke (224 250) wurde eifrig gesammelt.

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