Berlin CDU-Politiker Brok wirbt für Söder als Kanzlerkandidat

Jürgen Umlauft,

Nach der Wahlniederlage in Thüringen schießen Vorschläge und Gerüchte ins Kraut. CSU-Insider sehen den Parteichef aber in den nächsten Jahren in Bayern.

 
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Berlin - Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok erwartet, dass die Union einen Kanzlerkandidaten der Schwesterpartei CSU aufstellt. "Einiges spricht dafür, dass die Kanzlerkandidatur so geregelt wird wie schon zweimal in der Geschichte der Union", sagte Brok, der auch dem CDU-Bundesvorstand angehört, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Damit würde die Aufgabe auf den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder zukommen. 1980 war Franz Josef Strauß angetreten, 2001 Edmund Stoiber. Beide scheiterten bei der Wahl. Brok sagte, er sei überzeugt, "dass Annegret Kramp-Karrenbauer die Ruhe besitzt, eine ähnliche Entscheidung zu treffen, wenn die Zeit so weit ist".

In der CSU glaubt man hingegen derzeit nicht an einen baldigen Wechsel Söders nach Berlin. Der Grundtenor in der Partei lautet: "Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich." Um die Debatte nicht weiter anzuheizen, will sich niemand dazu offen äußern. Verwiesen wird aber darauf, dass Söder bundespolitische Ambitionen stets verneint, erst seit nicht einmal zwei Jahren bayerischer Ministerpräsident ist und in diesem Amt noch viel vorhat.

Ein Wechsel Söders nach Berlin träfe die CSU auch unvorbereitet, heißt es. Es dränge sich derzeit kein Nachfolger für das Amt des Ministerpräsidenten auf. Zudem wird in der CSU aufmerksam registriert, dass sich Söder in den vergangenen Monaten demonstrativ hinter CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer gestellt hat, zuletzt auf dem CSU-Parteitag vor zwei Wochen. Von den meisten wird dies als Versuch gewertet, die umstrittene Chefin der Schwesterpartei zu stützen und eine selbstzerstörerische Personaldebatte in der Union zu verhindern, die auch die CSU belasten würde.

Es gibt aber auch Stimmen, die hinter Söders Vorgehen Taktik in eigener Sache vermuten. "Parteien lieben den Königsmord, aber nicht den Königsmörder", zitiert ein alter CSU-Fahrensmann eine politische Weisheit. Auf Söder gemünzt könnte dies bedeuten, dass er unter keinen Umständen als treibende Kraft hinter einem möglichen Verzicht Kramp-Karrenbauers auf die Kanzlerkandidatur gesehen werden möchte, um dann unbelastet in das Rennen um die Nachfolge Angela Merkels einsteigen zu können. Politik

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