Die Hemmschwelle, sich helfen zu lassen, sei nicht so hoch gewesen, wenn man ganz normal im Geschäft oder Lokal bestellen konnte. Geliefert wurde dann eben von den Jungs im roten Shirt und mit dem schmucken DLRG-Fahrzeug. Viele standen schon mit dem Geld an der Haustür, andere hatten es dort deponiert, weil sie sich nicht herauswagten. Dort stellte man die Waren vor die Tür. In den langen Wochen gab es viele, die sozusagen zu Stammgästen wurden. Zum Schluss wusste man bereits, was bei der Bestellung dabei war - ein Beweis dafür, wie gut der Service angenommen wurde.
Die Lieferungen der frischen Mittagessen waren manchmal gar nicht so leicht. Duftete das Fahrzeug doch oft nach frischen Haxen, leckeren Gänsebrüsten oder saftigem Rehbraten. "Da bekam man schon manchmal Hunger, wenn wir unterwegs waren" - beim Gedanken daran läuft Tobi Böhnlein heute noch das Wasser im Mund zusammen. Aber nach getaner Arbeit wartete schon das Mittagessen, frisch verpackt, im "Goldenen Anker" auf sie. Für die Gasthäuser war auch nach der Öffnung unter Auflagen das Geschäft "über die Gasse" sehr wichtig. Neben der Lieferung wurden nun viele Kunden als Abholer aktiv. Bei den beiden Gastwirtschaften gab es sogar Speisekarten dafür, man konnte Töpfe mitbringen, so wurde auch Verpackungsmaterial gespart. Außerdem wurden etliche Gutscheine geordert, die nach und nach eingelöst werden konnten und dadurch ebenfalls zur Bewältigung der Krise beitrugen.
Der Lieferservice war mit einigem Aufwand verbunden. Hygiene war oberstes Gebot. Nicht nur Handschuhe waren Pflicht, sondern auch die Reinigung und Desinfektion des Fahrzeugs nach jedem Einsatz. Das übernahmen die Frauen und Jugendlichen der Hilfsorganisation. Zahllose Flaschen an Desinfektionsmittel wurden verbraucht, ebenso Einweghandschuhe aus Großpackungen und Papiertücher.
Insgesamt legten die Helfer rund 1400 Kilometer zurück, auch Schlegelshaid und Rieblich wurden mit abgedeckt. Von der Gemeinde gab es einen Zuschuss von 400 Euro, den Rest finanzierten die Aktiven hauptsächlich aus ihren Trinkgeldern und der DLRG-Kasse.
Rückblickend waren sich alle einig, dass diese Aktion allen geholfen hat: den Bürgern, die versorgt waren, den Geschäftsleuten, die weiterhin verkaufen konnten, und den Gastwirtschaften, die wenigstens einen Teil der laufenden Kosten und Löhne erwirtschaften konnten. Deshalb dankte Ulrich Kolb vom "Goldenen Anker", der im März die Aktion ins Leben gerufen hatte, allen Unterstützern: "Man hat gemerkt, dass auch eine etwas größere Ortschaft wie Steinwiesen zusammenhalten kann, wenn es notwendig ist."
Und, ergänzt Chris Weinmann von der DLRG: "Sollte es wirklich noch eine zweite Corona-Welle geben, dann sind wir wieder dabei und helfen, wo wir können."