Ausstellung zu Luther Als der Reformator Geschichte schrieb

Vor 500 Jahren wurde Luthers Septembertestament veröffentlicht. Eine Ausstellung in Kronach würdigt das revolutionäre Werk. Zur Eröffnung kommt auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

 
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Für Heinrich Bedford-Strohm ist es nach eigenen Worten „ein bisschen wie Heimkommen“. Als die Limousine des bayerischen evangelischen Landesbischofs am Freitag in den Innenhof der Festung Rosenberg rollt, kommen Erinnerungen in ihm hoch – an seine Zeit als Pfarrer in Coburg und als Professor in Bamberg. „Damals bin ich öfter in Kronach gewesen“, sagt der Geistliche im Gespräch mit Bürgermeisterin Angela Hofmann. Doch das mit dem Heimkommen darf man durchaus auch wörtlich nehmen. Wie Bedford-Strohm erklärt, ist der große, hier vor 550 Jahren geborene Lucas Cranach einer seiner direkten Vorfahren. „Er war mein 13-facher Urgroßvater“, bestätigt der Landesbischof. Er habe dies erst im Erwachsenenalter von seinem Vater erfahren – und daraufhin „mal genauer in den Stammbaum geschaut“.

Seither hat er also noch eine weitere, familiäre Bindung an die Cranach-Stadt. Stolz mache ihn das nicht. „Das ist nicht die richtige Kategorie, weil ich ja selbst nichts dafür kann.“ Aber: „Es ist eine schöne Verbindung zu jemandem, der mir auch aus anderen Gründen wichtig ist.“ Denn Cranach ist Heinrich Bedford-Strohm im übertragenen Sinne natürlich schon öfters begegnet – schon aus beruflichen Gründen. Der berühmte Sohn der Stadt Kronach wurde zehn Jahre vor Martin Luther geboren und gilt als Maler der Reformation. Der Künstler und der Reformator sollen gute Freunde gewesen sein. Eines der berühmtesten Porträts Luthers stammt von Cranach. „Eines hängt auch in meinem Büro in München“, erzählt der evangelische Landesbischof.

Dass Heinrich Bedford-Strohm an diesem Freitag nach Kronach gekommen ist, hat etwas mehr mit Luther als mit Cranach zu tun. In der Fränkischen Galerie der Festung Rosenberg eröffnet der Landesbischof die Ausstellung „500 Jahre Septembertestament“. 1522, im September, erschien auf der Leipziger Buchmesse die erste Ausgabe von Luthers Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen. Angefertigt im Versteck auf der Wartburg, gilt die Schrift als eine gewaltige Innovation. „Es war eine regelrechte Medienrevolution. Luther war super im Nutzen neuer Technologien“, sagt Bedford-Strohm, heute in etwa vergleichbar mit dem Siegeszug des Internets. Erstmals war es deutschsprachigen Christen damit möglich, die Heilige Schrift zu lesen. Bis 1536 dauerte es, bis aus dem Septembertestament die bis heute grundlegende Vollbibel Luthers wurde.

Das Werk prägte in der Folge auch die deutsche Sprache – und war seiner Zeit damit weit voraus. „Es hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Überarbeitungen der Luther-Bibel gegeben, die sie verständlicher machen sollten“, erklärt Bedford-Strohm. Als aber 2017 eine grundlegende Neufassung des Schriftstücks von der evangelischen Kirche in Auftrag gegeben wurde, „sind die Sprachforscher in vielen Formulierungen wieder zu den Original-Übersetzungen Luthers zurückgekehrt, weil sie sie verständlicher fanden als das, was danach kam.“ Dies mache das Werk noch bemerkenswerter.

Die Illustrationen des Meisterwerks wiederum stammen von Lucas Cranach d.Ä. Gemeinsam mit dem Goldschmied Christian Döring übernahm Cranach zudem das verlegerische Risiko, das schlussendlich allerdings gar keines war. Die 3000 Exemplare des Septembertestaments waren binnen kürzester Zeit ausverkauft, wie Kronachs Museologe Alexander Süß erklärt. Und das, obwohl eine Ausgabe „so viel kostete wie zwei Kälber“ – also einen durchaus stattlichen Betrag. „Das Werk war ein regelrechter Bestseller“, resümiert Süß.

Die Ausstellung, die die Stadt Kronach gemeinsam mit dem evangelischen Dekanat ausgearbeitet hat, will nach den Worten des Museologen das theologische Wirken Luthers im Lichte der damaligen Zeit einordnen. Das Septembertestament steht zwar im Mittelpunkt, die gezeigten Illustrationen und Infotafeln gehen jedoch weit über das Werk an sich hinaus. Die Schau ist ferner eingebettet in die bereits seit Juni in der Fränkischen Galerie erlebbare Ausstellung „Cranach & Kronach. 550 gemeinsame Jahre“.

Zu sehen sind beide Ausstellungen noch bis Ende Oktober.

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