Bad Rodach Staatspreis für Michael Jerg

Martin Rebhan
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) überreichte Michael Jerg den Staatspreis. Foto: Privat

Der Bad Rodacher schließt seine Ausbildung mit der Traumnote 1,0 ab. Und das unter außergewöhnlichen Umständen.

 
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Bad Rodach - Um mit einem Staatspreis ausgezeichnet zu werden, muss man Besonderes leisten. Das hat Michael Jerg aus Bad Rodach geschafft. Der Weg dahin war alles andere als einfach. Zehn Jahre lang arbeitete er bei einem Coburger Maschinenbauer als angelernter Schleifer und Fräser. Als die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, trennte sie sich von 180 Mitarbeitern. Michael Jerg war einer von ihnen.

Dem gelernten Kfz-Mechaniker wurde schnell klar, dass er bei Maschinenbauunternehmen nur eine Chance hat, wenn er in seinem Beruf nicht nur gut arbeitet, sondern diesen auch erlernt hat. Also ging er zur Agentur für Arbeit und unterbreitete dort den Vorschlag, statt Arbeitslosengeld zu beziehen eine Umschulung zum Zerspanungsmechaniker zu absolvieren. "Es ist das Material, der Umgang mit dem Werkstoff und die Präzision, mit der in dem Beruf gearbeitet werden muss, die mich fasziniert", beschreibt Jerg, warum er "Metaller" bleiben wollte. Angesichts des Fachkräftemangels sagte man ihm zu, die Umschulung zu finanzieren, sofern er einen Betrieb findet, der die praktische Ausbildung übernimmt. Er ging mit seinem Vorhaben zum Coburger Kompressorenhersteller Kaeser. Seine Idee fiel dort auf fruchtbaren Boden. Im September 2017 begann er, in dem von Kaeser getragenen Verein "Berufs-Ausbildungs-Förderung e.V." seine Ausbildung, die von der Agentur für Arbeit finanziert wurde.

Das Besondere an dem Auszubildenden Michael Jerg ist, dass er 38 Jahre alt, verheiratet und Vater eines Sohnes ist. Es war für ihn schon eine Umstellung, nach 17 Jahren Abstinenz wieder die Berufsschulbank zu drücken. Für ihn galt es, am Blockunterricht an der staatlichen Berufsschule in Pegnitz inklusive Internatsaufenthalt teilzunehmen. "Als ich hier mit der Schule begann, da hatte ich Klassenkollegen, die noch nicht einmal einen Führerschein besaßen und zur Schule gefahren werden mussten", berichtet Michael Jerg über die ungewöhnliche Situation und ergänzt: "Mit Abstand war ich in diesem Jahrgang der Älteste. Das hat aber weder mich noch meine Mitschüler gestört".

Sein Engagement hat sich gelohnt. Mit der Traumnote 1,0 schloss er seine Ausbildung ab. Die hervorragende Leistung drang bis nach München durch. Jetzt zeichnete Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) Michael Jerg mit dem bayerischen Staatspreis aus. Schulleiter Martin Abt meinte in seiner Laudatio, dass es sich bei der Leistung von Michael Jerg um eine respektable Ausnahme handele. Auf seinen Lorbeeren will sich der Zerspanungsmechaniker nicht ausruhen. Noch während seiner Ausbildung setzte er sich das nächste Ziel und begann eine Weiterbildung zum Industriemeister. Damit er seinem Arbeitgeber, der ihn nach seiner überaus erfolgreichen Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer übernommen hat, auch im Schichtbetrieb zur Verfügung steht, büffelt er jetzt samstags und sonntags dafür, sein neues Ziel zu erreichen.

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