„Man darf trotzdem nicht in einer Dauerschleife aus Jammerei hängen bleiben“, sagt Michael Thiel. Denn irgendwann wird sich das Umfeld genervt abwenden, weil ständige Nörgelei eben auch anderen die Stimmung vermiest. „Dauerjammern kann auch zu Depressionen führen, dann braucht man professionelle Hilfe“, so Thiel.
Damit es nicht so weit kommt, empfiehlt er, Jammern als Vorstufe zu nutzen, um etwas am eigenen Leben zu ändern, was einem nicht passt. Bei Eltern sei das oft eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit ihrem Leben. Weshalb sie sich überlegen sollten, woher diese komme.
Zufriedene Eltern, zufriedene Kinder
Viele Eltern haben heute ständig das Beste für ihre Kinder im Blick – und verlieren dabei ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen. Wer sich aber nicht gut um sich selbst kümmert, kann sich auch nicht gut um andere kümmern.
„Eltern brauchen in ihrem vollgepackten, stressigen Alltag dringend Erholungsmomente. Denn nur zufriedene Eltern haben auch zufriedene Kinder“, sagt Michael Thiel. Er weiß, dass das oft nicht leicht zu organisieren ist. „Deshalb muss man sich unbedingt ein gutes soziales Netzwerk aufbauen, um die Kinder auch mal abgeben zu können.“
Einfach mal nichts machen
Und wenn man dann endlich mal wieder ausgeschlafen hat; einen Kaffee getrunken hat, bevor er kalt war; ein Buch gelesen hat, das kein Kinderbuch ist; oder einfach nur mal nichts gemacht hat – dann wird man auch weniger Gründe finden, um zu jammern. Höchstens vielleicht darüber, dass die kinderfreie Pause irgendwann zu Ende geht.
Spätestens dann wird es aber auch Zeit, sich eine entscheidende Sache in Erinnerung zu rufen: Es war die eigene, freie Entscheidung, ja, oft der größte Wunsch, Kinder in die Welt zu setzen. Und sie zu haben, ist doch ziemlich oft auch einfach nur eins: wunderschön.
Info
Jammerfasten
Psychologe Peter Beer, Gründer der Achtsamkeits-Academy veranstaltet seit mehreren Jahren eine sogenannte Jammerfasten-Challenge (www.jammerfasten.de, Teilnahme kostenlos).