Kreis Haßberge Überwältigende Hilfsbereitschaft

Die Hilfsbereitschaft der Menschen auch in den Haßbergen ist riesig. Gesammelt werden vor allem Sachspenden, doch auch andere Hilfe ist mehr als willkommen. Foto: dpa/Marcus Brandt

Vereine und Organisationen starten in diesen Tagen große Sammelaktionen für Menschen in der Ukraine. Doch nicht nur Sachspenden sind gefragt – manchmal sogar im Gegenteil.

 
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Kreis Haßberge - Der Krieg in der europäischen Nachbarschaft macht die Menschen in den Haßbergen sprachlos – und hilfsbereit. Eine Welle der Solidarität schwappt über den Landkreis, die sich nicht nur in blau-gelben Bekundungen auf Profilbildern und in sozialen Netzwerken ausdrückt. Die Menschen wollen helfen, egal wie.

Beispielhaft für viele andere Organisationen hat sich etwa der Vorstand der Grünen im Landkreis Haßberge dazu entschlossen, Spenden in seinem Kreisbüro zu sammeln. Ein Transportunternehmen aus dem Landkreis soll die Spenden nach Polen bringen, wo viele Ukrainer nach ihrer Flucht Unterschlupf suchen. Auch die Kreis- CSU möchte helfen und sammelt Sachspenden für die in der Ukraine zurückgeblieben Menschen. „Die Telefone laufen heiß und wir freuen uns über jeden Einzelnen der seine Sachspende bei uns abgibt“, heißt es von dort: Noch bis Donnerstag, 3. März, zwischen 9 und 12 Uhr werden Sachspenden in der CSU-Kreisgeschäftsstelle in der Schlesingerstraße entgegengenommen. Aktuell dringend benötigt werden Schmerz- und Erkältungsmittel, Verbandsmaterial, batteriebetriebene Lampen, geladene Powerbanks und immer wieder Hygieneartikel, Windeln, Feuchttücher – und warme Decken und Jacken gegen die Kälte.

Auch die Freiwillige Feuerwehr in Ebern will den Menschen in der Ukraine Hilfe zukommen lassen. „Benötigt werden folgende Dinge“, heißt es: „Lebensmittel, Windeln, Hygieneartikel und Verbandsmaterial (bitte in Kartons verpacken), Decken, Schlafsäcke, Schuhe (paarweise zusammenbinden), Kleidung für den Winter und Kuscheltiere (bitte in Säcke verpacken), Zelte.“ Die Spenden können am Donnerstag, 3. März, sowie Freitag, 4. März, jeweils von 15 bis 18 Uhr im Bauhof in Ebern abgegeben werden. Am Samstag werden die Sachspenden dann nach Viereth gebracht, von wo aus das Busunternehmen Basel am Montag Richtung Ukraine aufbricht.

Zu den Sammelstellen in Bamberg ist auch die Diakonie Bamberg-Forchheim unterwegs, die im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Ebern Spenden sammelt. Zur kontaktlosen Übergabe steht eine Spendenbox im Haupteingang bereit. Angenommen werden Produkte zur medizinischen Versorgung wie Verbandsmaterial, sämtliche Hygieneartikel von der Zahnpasta über Shampoo bis zu Tampons und Windeln, Schlafsäcke und Isomatten, Lebensmittelkonserven und explizit auch Babynahrung sowie aufgeladene Powerbanks. Die Spenden werden anschließend vom Team des Seniorenzentrums in die Sammelstelle in der Bamberger Lagarde-Kaserne gebracht und von dort aus verteilt.

„Sie wollen helfen, wissen aber nicht genau wie?“, fragt schließlich die Freiwillige Feuerwehr in Gerach. Auch die Geracher sammeln Sachspenden, warme Kleidung und Thermodecken (täglich bis zum 7. März Abgabemöglichkeit von 18 bis 19 Uhr bzw. nach Absprache im Feuerwehrgerätehaus), hat aber noch eine andere Idee: Alternativ können im Edeka Rother Markt in Ebern bereits fertig gepackte Päckchen für 20 Euro (Warenwert: ca. 25 Euro) erworben werden. „Die Päckchen werden dort gesammelt und im Laufe der Woche von uns abgeholt, wo sie direkt an die Grenze gebracht werden“, versprechen die Geracher Feuerwehrkameraden. Nach Rücksprache können auch individuelle Einkäufe gespendet werden, die ebenfalls gesammelt und durch die FFW abgeholt werden.

Größere Organisationen dagegen setzen vor allem auf Geldspenden. „Tatsächlich sind Geldspenden der effektivste und schnellste Weg, Menschen in Not in der Ukraine zu unterstützen“, heißt es etwa bei Caritas International: Hier sammle man grundsätzlich keine Sachspenden, da diese erfahrungsgemäß mit einem sehr hohen Verwaltungsaufwand verbunden seien und zudem unnötige Kosten für Transport und Logistik verursachen würden. Besser angelegt seien Spendengelder: „Das Geld geht direkt an unsere Partnerorganisation, die Caritas Ukraine, die vor Ort die Hilfen koordiniert.“

Ähnlich sieht es das Rote Kreuz. „Wir wissen, dass die Betroffenheit in der deutschen Bevölkerung angesichts der entsetzlichen Ereignisse in der Ukraine groß ist und der Wunsch, den betroffenen Menschen Unterstützung zu bieten, ebenso. Es ist überwältigend zu sehen, wie schnell und engagiert die Zivilgesellschaft in Deutschland auf allen Ebenen zu helfen bereit ist“, so BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger. Dies treffe auf unzählige Privatpersonen, kleine und große Initiativen, Unternehmen und natürlich auch auf alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler zu. Doch: „Auch wenn es für viele weniger persönlich und ungreifbarer erscheinen mag, sind Geldspenden tatsächlich in der gegenwärtigen Lage die beste und wirkungsvollste Art, um die humanitäre Hilfe im Ausland zu unterstützen“, betont Dieter Greger. „Damit die Hilfe tatsächlich ankommt, bitten uns all unsere Schwestergesellschaften in der Ukraine und den Nachbarländern sehr eindringlich darum, die stark beanspruchten Logistik- und Hilfeleistungsstrukturen nicht zu blockieren. Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllen Lagerhäuser, binden Transport- und Sortierkapazitäten. Sie helfen leider nicht, sie behindern vielmehr die humanitäre Arbeit vor Ort.“ Seitens der BRK-Schwestergesellschaften würden momentan keinerlei Kapazitäten zur Annahme nicht zentral abgesprochener und nicht zentral angeforderter Hilfslieferungen und Unterstützungsangebote bestehen, wie der BRK-Kreisgeschäftsführer berichtet. Geldspenden sind gegenüber Sachspenden wesentlich effektiver: Ihr großer Vorteil sei, dass sie sehr flexibel eingesetzt werden können. „Damit lässt sich die humanitäre Hilfe gezielter an die jeweiligen Bedarfslagen vor Ort anpassen“, so Dieter Greger: „Dies ist absolut erforderlich in Situationen, die sich beständig ändern und höchst unvorhersehbar sind, wie aktuell in der Ukraine und ihren Nachbarländern.“ Das DRK bittet um daher um Geldspenden für die betroffene Bevölkerung unter der IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07 (BIC: BFSWDE33XXX), Stichwort: Nothilfe Ukraine.

Im Landkreis Haßberge sind derweil bereits Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Und auch hier wird sich die Hilfe weniger auf Sachspenden beziehen, wie Maroldsweisachs Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) sagt und vorsorglich schon einmal um eine ganz andere Unterstützung bittet. Viel wichtiger als materielle Spenden sei für die Flüchtlinge die Hilfe „von Mensch zu Mensch“, wie Thein sagt: „Fahrdienste, Begleitung zu Arztbesuchen, Hilfe bei Behördengängen, Einweisung in das alltägliche Leben in Deutschland.“ Wer im Gemeindegebiet dazu bereit sei, ehrenamtlich zu helfen, werde gebeten, sich im Rathaus zu melden.

Überdies werden im Landkreis aktuell Unterkunftsmöglichkeiten für die Geflüchteten gesucht. Wer Räumlichkeiten zur Verfügung stellen kann, wird gebeten sich per E-Mail an integration@hassberge.de oder telefonisch (09521/27-168) beim Landratsamt zu melden.

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