Meyer steht vor einem Wagen mit ausrangierter Ware: Zwischen zwei und drei Prozent seiner eingekauften Frischeprodukte, schätzt er, werden der Tafel zugeführt, im Restmüll lande weniger als ein Prozent. Stark verbeulte Dosen, zerrissene Kartons und gebrochene Gläser nennt er als Gründe für eine Entsorgung. Eine Biotonne bräuchte sein Betrieb nicht.
Bäckermeister Michael Oppel aus Untersteinbach schätzt, dass seine Verkaufsquote bei 90 Prozent liegt, für jede 10. Backware müsse demnach ein anderweitiger Weg gefunden werden. Am einfachsten zu bewerkstelligen sei dies in seinem Hauptladen, dort kann er, beispielsweise, Brötchen zu Semmelbrösel weiterverarbeiten. Gerne gibt er auch Ware an die Tafel, „doch nur in ortsnahen Filialen. Das Interesse sinke mit der Entfernung zur Abgabestelle, oder durch Überangebote, „weil in einer Ortschaft mehrere Märkte präsent sind und ihre Backware gemeinsam mit weiteren Lebensmitteln zur Abholung anbieten.“
Circa 80 Prozent der Retouren, schätzt er, seien zu entsorgen. Einer Abgabe als Futtermittel erscheint ihm sinnvoll, „trotz hoher amtlicher Auflagen.“ Dr. Simone Nowak, zuständig für den Verbraucherschutz im Landratsamt Haßberge: „Betriebe, die Lebensmittel als Futtermittel für Nutztiere abgeben, müssen bei der Regierung von Oberbayern registriert sein.“ Und sicherstellen, dass keine tierischen Bestandteile enthalten sind, hieße das für Bäckereien, sie müssten etwa Schinkenhörnchen aussortieren und anderweitig verwerten oder vernichten. „Ein dünnes Eis“, meint Oppel, „doch kein maßgebliches Hindernis.“ Seine Bäckerei kooperiere zusätzlich mit einem regionalen zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb, der Firma Eichhorn Transport- und Entsorgungs-GmbH. Zudem verfüge sein Betrieb über eine Gewerbe - Biotonne, in erster Linie zur Entsorgung von unverkauften belegten Brötchen.
„In früheren Zeiten“, berichtet Geschäftsführer Manfred Eichhorn, „wurden die Lebensmittelreste der Kompostierungsanlage Mariaburghausen zugeführt.“ Ein Problem hierbei sei jedoch der große Anteil von Störstoffen, sprich Verpackungen, gewesen. Heute bediene er die Biogasanlage in Strullendorf. „Auch wenn es mein Geschäft ist und die Ware zumindest noch energetisch verwertet wird“, bedauert Eichhorn, stimme ihn sehr nachdenklich, „dass wir in einer derartigen Wegwerfgesellschaft leben.“ Den größten Marktanteil an dem Geschäft mit überlagerten Lebensmitteln, schätzt er, habe die auch im Landkreis Hassberge gut aufgestellte Firma Refood. Diese, so steht in Ihrem Netzauftritt, sammele in Deutschland jährlich circa 500 000 Tonnen Lebensmittelreste ein. „Aus diesem nachhaltigen Rohstoff entstehen in eigenen Biogasanlagen Strom und Wärme für derzeit knapp 50 000 Haushalte und ersetzen damit Energie aus Atomkraft und Steinkohle.“
Oppel schaut mit etwas Wehmut zurück: „Als ich in unseren Betrieb 1986 einstieg, wurde dort ausschließlich das Zwei-Kilogramm-Roggenmischbrot gebacken, an Samstagen das Brot vom Vortag verkauft.“ Das Sortiment sei seitdem auf zwanzig unterschiedliche Brotsorten angestiegen, und sollte möglichst vollständig bis zur letzten Minute bevorratet sein. „Dieser in der Gesellschaft verankerte Anspruch an Frische und Umfang ist bedenklich, kostet sehr viel Geld und Energie und es ist ungewiss, wohin dies noch führt.“