Ludwigsstadt/Tegernsee Auf der Suche nach dem besten Kaffee

Heike Schülein

Mario Felix Liebold hat Wurzeln in Ludwigsstadt, betreibt eine Rösterei am Tegernsee und ein eigenes Forschungsprojekt in Tansania. Seine Bar erhielt nun eine besondere Auszeichnung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ludwigsstadt/Tegernsee - Studien zufolge trinken fast 50 Prozent der Deutschen ihre erste Tasse nach dem Aufstehen. Ob aus der guten, alten Filtermaschine oder einem modernen Vollautomaten - Kaffee ist nach wie vor der Deutschen beliebtestes Getränk. Wer zwischendurch Lust auf eine gute Tasse Kaffee hat, kann diesen in einer Rösterei oder Kaffeebar trinken. Wo sich die beliebtesten in Deutschland befinden, darüber haben, pünktlich zum "Tag des Kaffees" 2020, die Leser des renommierten Magazins "Falstaff" mit knapp 14 000 Stimmen entschieden. In einer zweiwöchigen Voting-Phase konnte in den Bundesländern abgestimmt werden, für die im Vorfeld genügend Betriebe nominiert wurden. Im Freistaat machte die Erste Tegernseer Kaffeerösterei (ETK) in Kreuth das Rennen - eine Auszeichnung, auf die der Inhaber Mario Felix Liebold unglaublich stolz ist und sich zugleich auch in seinen Bemühungen um ein Höchstmaß an Qualität sowie seinen Einsatz für die faire Behandlung der Kaffeebauern bestätigt sieht.

Erste Ernte im nächsten Jahr

Der Fokus von Mario Felix Liebold liegt auf dem Ernten der Kirschen im perfekten Reifestadium, eine penible Sortierung nach dem Pflücken und eine perfekte Aufbereitung. Nach und nach pflanzt man dann zusätzlich neuen, frischen Bestand einer definierten Varietät in ausgewählter Lage auf der Farm. So soll Schritt für Schritt der beste Kaffee Tansanias entstehen. Gemeinsam mit der Familie Maier arbeitet der gebürtige Ludwigsstadter Hand in Hand: Die Eigentümer beteiligen sich durch die Bereitstellung und Anschaffung zusätzlicher Hochbeete zum Trocknen und technischem Equipment. Außerdem werden die Mitarbeiter intensiv gebrieft und bekommen mehr Arbeitszeit zur Verfügung gestellt, um die Aufgaben so perfekt wie möglich durchführen zu können. Noch dazu erhalten sie bei Erfolg einen Bonus.

Genau das ist es, was Liebold so wichtig ist: "Jeder soll von unserer Idee profitieren. Als größter Arbeitgeber der Region sorgen sich die Maiers sehr um das Wohl der Menschen. Ich möchte mit unserem Kaffee dabei helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und zu unterstützen."

Mit der ersten Ernte des "ETK Research Plots” ist Mitte 2021 zu rechnen.


Mit seiner Philosophie "Kaffee - von der Pflanze bis in die Tasse” bietet der Kaffeepionier mit seiner Ersten Tegernseer Kaffeerösterei seinen Kunden seit mehr als zwölf Jahren die besten Spezialitätenkaffees aus der ganzen Welt. Als letzten Schritt zu einer vollkommenen "Coffee Transparecy” startete er heuer mit einem eigenen Flurstück auf einer Kaffeefarm im südlichen Hochland von Tansania ein einzigartiges Forschungsprojekt - Ein Stück Land auf der Farm "Lunji-Estate”, das als "Research Plot” der ETK eines Tages den besten Kaffee Tansanias produzieren soll. Das Flurstück "MBE4” hat der gebürtige "Ludschter", der einst am Kaspar-Zeuß-Gymnasium Kronach Abitur machte und lange Jahre im Vertrieb als Exportleiter bei Julius Zöllner in Schmölz tätig war, bewusst ausgewählt. Als eine der ersten Röstereien in Deutschland setzt er auf maximale Transparenz: Einkaufspreise und die Margen sind bei jedem Kaffee frei einsehbar; denn jeder soll profitieren - vom Produzenten bis zum Kaffeegenießer.

Liebold selbst war als Juror bei vielen Wettbewerben oder Meisterschaften und hat viele Kaffeefarmen besucht. "Kaffee war für mich nie nur ein ‚Geschäft’.” Ich bin fasziniert von den Menschen hinter dem Kaffee - vom Pflücker bis zum Farmer, der sein Wissen in jede einzelne Ernte einfließen lässt. Wir arbeiten seit jeher sehr eng mit den Farmen zusammen, haben schon immer gemeinsam verschiedene Aufbereitungsarten und Geschmacksprofile entwickelt. Bislang standen wir jedoch immer nur beratend zur Seite. Durch die Beteiligung an "Lunji-Estate” haben wir nun unser ganz eigenes Flurstück, auf dem wir selbst forschen können”, verrät der Meister-Röster stolz, dessen Kaffee auch in seiner Ludwigsstädter Heimatgegend in einer Zweigstelle erworben werden kann.

Lunji ist eine mittelgroße Kaffeeplantage mit 30 Angestellten und bis zu 150 Helfern, die zur Erntezeit auf der Plantage Arbeit finden. Die Farm wird seit über 20 Jahren von Clemens und Stella Maier betrieben. Neben Kaffee sind auch Avocados, Äpfel, Hühner, Schweine und eine Vielzahl verschiedenster Gemüse und Früchtesorten auf Lunji heimisch. Die heute schon sehr gute Qualität des Kaffees soll zunächst durch eine verbesserte Pflege des Bestandes, peniblere Erntemethoden und Sortierungen sowie neue Aufbereitungsmethoden weiter gesteigert werden. Dies alles geschieht in enger Zusammenarbeit mit Paul Maier, dem Sohn der Eigentümer Clemens und Stella, der die ETK mit seinem tiefen Wissen über die Bodenbeschaffenheit des Anbaugebietes unterstützt.

Ein Problem könnte hingegen die ungewisse Zukunft des Kaffees auf der ganzen Welt sein. Durch die Zerstörung der Umwelt und die schlechte Entlohnung der Farmer wird immer weniger Kaffee geerntet; gleichzeitig steigt die Nachfrage enorm. Die Folge: In 20 bis 30 Jahren könnte es kaum mehr Kaffee geben. Auch hier leistet Liebold mit seiner Rösterei Aufklärungsarbeit und macht öffentlich auf die Missstände aufmerksam.

Mehrmals berichtete auch schon der BR in der TV-Sendung "Freizeit - Schmidt Max und der Kaffee der Zukunft” über den gebürtigen Ludwigsstädter, dessen Rösterei und Forschungsprojekt in Tansania (siehe Infokasten) .

Bilder