„Eine Zumutung“
Im Interview mit dem „Düsseldorfer Journal“ verrät genervt: „Es ist doch erstaunlich, dass sich die Öffentlichkeit darüber mokiert, auf einen gut gekleideten älteren Herrn zu treffen. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Da ich bei meiner Arbeit in Farbe und Gips wühle, habe ich anschließend das Bedürfnis, mich anständig zu kleiden und aufzutreten.“
Etwas auf sich halten, bedeute aufmerksam zu sein und bewusst mit seiner Erscheinung umzugehen. „Ich empfinde es als Zumutung, in welcher Nachlässigkeit viele herumlaufen. Dicke Bäuche, Farbkombinationen ohne Gefühl, Sinn und Verstand, ausgebeulte Jogging-Hosen und Jacken – ein Grauen, eine Unverschämtheit ohne Ende“, zitiert in das Düsseldorfer Magazin.
Die Blogger des „Dandy-Club“ loben: „Markus Lüpertz ist Dandy im hier vertretenen Sinne eines hochgebildeten und reflektierten Gentleman in der Revolte. Sein dandyistischer Auftritt ist einerseits Abgrenzung vom herrschenden Mittelmaß. Andererseits Aufforderung, sich mit dem Geistigen dieses Künstlers zu befassen.“ Peter Weibel, Direktor des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien, sieht ihn in einer Reihe mit Siegmar Polke, Baudelaire, Oscar Wilde, Walter Serner und Franz Blei. Zurecht stellt der Weibel fest, dass der Dandy bestrebt ist, mittels der Kultivierung seines Äußeren, seines Witzes und Sarkasmus, sich als Kunstfigur zu erschaffen.
Für den staatlichen Auslandssender „Deutsche Welle“ steht fest: „Markus Lüpertz ist ein Genie – der Selbstinszenierung. Jeder Auftritt ist bühnenreif. Er wandet sich in maßgeschneiderte Anzüge, an den Fingern glänzen teure Goldringe, Gamaschen betonen seine handgenähten Schuhe. Legendär ist seine Spazierstock-Kollektion. Vornehm geht die Welt zugrunde, dieser Luxuslöwe erfüllt diese Maxime konsequent.“
Mit dem Münchner Blog „Kultur-Vollzug“ plauderte er und sagte dabei: „Ich bin ein gut gekleideter älterer Herr.“ Dazu stellt er aber fest: „Ich bin kein Dandy, das ist ein Beruf. Ein Dandy beschäftigt sich permanent damit, wie er aussieht. Das ist eine eigene aufwendige Kultur, für die ich viel zu undiszipliniert bin. Ich verausgabe mich bei der Arbeit und mache mich dabei sehr schmutzig. Und danach habe ich das Bedürfnis, mich anständig anzuziehen.“
Lüpertz Produktivität beeindruckt: er malt, er dichtet, er schafft Skulpturen und Bühnenbilder, er unterrichtet – und führt neben der Malerei in Meiningen auch noch Regie. Von 1988 bis 2009 ist er Direktor von Europas größter Kunsthochschule, der Kunstakademie in Düsseldorf. Seine Werke erzielen Höchstpreise und stehen vor dem Bundeskanzleramt. Was in Meiningen möglicherweise mehr Leute reden lässt, ist sein Kleidungsstil. Der Mann ist sein eigenes Kunstwerk.
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