Wahl ist eröffnet Wer wird der Vogel des Jahres?

Das Rebhuhn ist eine von fünf Vogelarten, die zur Wahl für den „Vogel des Jahres“ 2024 aufgestellt wurden. Gewählt werden kann bis zum 5. Oktober. Foto: Gunther Ziegler/LBV

Seit dem 1. September können Bürger online den Vogel des Jahres 2024 wählen. Zur Wahl stehen fünf Arten, die allesamt besonders schutzwürdig sind.

 
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Die virtuellen Wahllokale sind eröffnet: Der bayerische Naturschutzverband LBV und sein bundesweiter Partner NABU rufen aktuell dazu auf, den Vogel des Jahres 2024 zu wählen. Gewählt wird bereits zum vierten Mal öffentlich; alle Bürger können mitmachen. Chance auf den Titel haben insgesamt fünf Arten: Kiebitz, Rebhuhn, Rauchschwalbe, Steinkauz und Wespenbussard. Alle fünf Sorten stehen auf der Roten Liste bedrohter Vogelarten in Bayern. Angelika Nelson, Ornithologin beim LBV, sagt dazu: „Bis Ende 2023 steht das Braunkehlchen noch als Vogel des Jahres im Rampenlicht. Viele Maßnahmen zum Schutz seines Lebensraums werden aktuell umgesetzt. Jetzt sind wir auf der Suche nach seinem Nachfolger.“ Und: „Auch in diesem Jahr steht jede aufgestellte Vogelart für ein Naturschutzthema, das unsere Aufmerksamkeit braucht.“ Gerhard Hübner, Naturschutzfachberater beim Coburger LBV, stellt die fünf Arten vor – und erklärt, warum jede einzelne von ihnen besonders schutzbedürftig ist.

Der Kiebitz, bekannt für seine spektakulären Balzflüge, verliert bayernweit massiv an Lebensraum. So braucht der „Gaukler der Lüfte“ als Wiesenbrüter feuchte Weiden, Moore, Wiesen und Sümpfe – durch die Klimakrise wird es jedoch immer trockener. Feuchtgebiete werden trockengelegt, in Äcker umgewandelt oder intensiv bewirtschaftet. Dadurch finde der Luftakrobat kaum noch Platz zum Brüten und gelte daher als stark gefährdet, heißt es in einer Pressemitteilung des LBV. Der Luftakrobat findet deshalb kaum noch Platz zum Brüten und gilt heute als stark gefährdet. „Wasser marsch!“ fordert er deshalb mit seinem Wahlslogan.„Auch im Landkreis Coburg ist der Kiebitz stark rückläufig. Dem versucht der Gebietsbetreuer des LBV, Christian Fischer, etwas entgegen zu setzen – und setzt sich insbesondere für solche Wiesenbrüter wie den Kiebitz ein“, ergänzt Biologe Gerhard Hübner.

Auch das Rebhuhn finde in der „ausgeräumten Agrarlandschaft“ keine Deckung mehr. „Leergeräumte Felder, öde Rapsfelder und Maisfelder – wo bleibt da die Vielfalt?“, fragt die Pressemeldung des LBV. So brauche das Rebhuhn als Bodenbrüter buschige Feldraine und Blühstreifen. Wegen des vielen Düngers und der Ackergifte würden sich auch die Insekten, die Nahrung des Rebhuhns, rarmachen. Das Rebhuhn fordere darum: „Mehr Vielfalt auf dem Acker!“ Erfreulich sei jedoch die lokale Entwicklung. „Im Landkreis Coburg sind die Zahlen der Rebhühner in den vergangenen Jahren gestiegen, ein Schwerpunkt liegt vor allem in der Landschaftskulisse Lange Berge von Großwalbur bis Ahlstadt“, freut sich Gerhard Hübner.

Die Rauchschwalbe, die dritte Art die zur Wahl steht, gilt als Glückbotin. „Doch ihr selbst ist das Schicksal weniger gewogen“, verdeutlicht der LBV in seiner Pressemitteilung. Früher habe die Rauchschwalbe in Ställen und Scheunen kleiner Bauernhöfe genug Nistmöglichkeiten gefunden. Heute jedoch seien die Stallungen großer Viehbetriebe häufig geschlossen. Schwalbennester würden bei Sanierungen entfernt, an den modernen, glatten Innenwänden fänden sie jedoch keinen Halt mehr. Auf versiegelten Flächen fehlt der Rauchschwalbe zudem der Baustoff. Sie wünscht sich darum „Matsch statt Asphalt!“Gerhard Hübner sagt dazu: „Mit dem diesjährigen Gebäudebrüterprojekt des LBV Coburg erfolgte auch eine Bestandserfassung der Rauchschwalben im Coburger Land. Die ersten Ergebnisse prophezeien bereits einen Rückgang der noch vorhandenen Populationen auch im Landkreis Coburg. Geplant sind zukünftige Projekte, um dem Lebensraumverlust der Art entgegenzuwirken.“

An Wohnraum mangele es auch dem Steinkauz. Er benötige alte Bäume mit Höhlen im Offenland. Diese finden sich vor allem auf Streuobstwiesen, die ohne Maschinen und Pestizide gepflegt werden. Hier finde er auch Insekten und kleine Wirbeltiere als Nahrung. „Doch leider gibt es immer weniger Streuobstwiesen und damit auch immer weniger Steinkäuze“, bedauert der LBV-Sprecher. Darum tritt er mit dem Wahlspruch „Mehr Wohnraum im Baum!“ an. Wie Gerhard Hübner erläutert, habe der Coburger LBV bereits 2016 ein Artenhilfsprogramm für den Steinkauz gestartet. „Denn dieser breitet sich die vergangenen Jahre immer weiter Richtung Osten aus und steht vor den Toren des Coburger Landes. 2022 wurden zur Unterstützung des Steinkauzes bereits Nisthilfen in Streuobstbeständen aufgehängt“, erläutert der Biologe und setzt hinzu: „Rufe der Vogelart sind daraufhin bereits nachgewiesen worden, ein erfolgreicher Brutnachweis steht noch aus.“

Schützenswert sei auch der Wespenbussard, der nach seiner Leibspeise – den Wespen – benannt ist. Um nicht gestochen zu werden, wenn er Nester aufscharrt, seien sein Gefieder und seine Füße mit Hornplättchen geschützt. Weil es aber immer weniger Insekten, Würmer und Amphibien gebe, habe es auch der Wespenbussard schwer. In Deutschland steht er auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Vogelarten. „Für Insekten, gegen Gift!“, so laute sein Wahlslogan. Immerhin: „Im Coburger Land ist der Wespenbussard gar nicht so selten. 2022 war er sogar einmal zu Gast in der LBV-Greifvogelauffangstation in Neu- und Neershof und konnte nach kurzer Genesungszeit wieder freigelassen werden“, stellt Gerhard Hübner fest.

Abgestimmt werden kann unter www.vogeldesjahres.de. Die Wahl läuft bis zum 5. Oktober um elf Uhr. Noch am selben Tag soll das Ergebnis von LBV und NABU verkündet werden.

Die Wahl zum „Vogel des Jahres“ hat eine lange Tradition: So wurde erstmals im Jahr 1971 eine Art gekürt. Seit 2021 wird der Vogel des Jahres durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Weitere Informationen zu den fünf Kandidaten finden Interessierte unter www.lbv.de/vogeldesjahres.

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