Doch ein Fortschritt für die Erinnerungskultur in Coburg zeichnet sich ab: Die seit Langem geforderte Gedenkstätte im Herzen der Stadt rückt näher, das hat Appeltshauser von Vertretern der Stadt erfahren. Bislang gibt es nur einen Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof am Glockenberg, der kaum Beachtung findet. Über einen zentralen Ort wird noch diskutiert: Das Judentor ist im Gespräch, doch auch die St. Nikolauskapelle, die in ihrer über 500-jährigen Geschichte sowohl als Synagoge wie Kirche verschiedener christlicher Konfessionen genutzt wurde. Sie wäre mithin ideal, liegt jedoch entlegen am Südende des Rosengartens.
„Ein Memorial gehört in die City“, unterstreicht Jeff Kraus, der sich in diesem Jahr erneut an die Stadt gewendet hat. Unvergessen ist ihm ein Stadtempfang 1988, bei dem der damalige Bürgermeister Rolf Forkel den jüdischen Besuchern mit spürbarem Desinteresse und ohne jede historische Sensibilität begegnet war. „Die Dinge haben sich geändert“, versichert Appeltshauser, der Anfang 2022 eine Standortentscheidung der Stadt erwartet: „Sie tun ihr Bestes!“
Der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus dienen auch die Stolpersteine, von denen sich mittlerweile rund 120 vor Coburger Gebäuden finden. Im kommenden Jahr will der Künstler Gunter Demnig nach Gaby Schullers Worten zehn weitere in der Mohrenstraße und Lossaustraße verlegen.
Sie selbst wird nicht müde, die Geschichten hinter den Namen zu ergründen und ermutigt deshalb alle Nachfahren, Informationen und Materialien für das Projekt zur Verfügung zu stellen: „Jeder Beitrag ist willkommen. Es gibt noch so viel zu fragen und zu erzählen!“ Wie stark das Interesse daran ist, zeigt sich auch bei diesem Online-Treffen, das künftig mehrfach im Jahr zum Austausch einladen soll. Spürbar groß ist die Dankbarkeit für das Engagement, das Pam Wertheimer auf den Punkt bringt, wenn sie Gaby Schuller und dem Team für ihre Herzlichkeit und Leidenschaft dankt. Und die Nichte des „Elvis-Fotografen“ Alfred Wertheimer, der kurz vor seinem Tod 2014 seine Heimatstadt Coburg besucht hat, verspricht, dass es nicht beim virtuellen Kontakt bleiben soll: „Ich will wiederkommen!“.