Zwischenstopp: Ebern Esel auf Deutschland-Tour

Helmut Will
Die drei Eseldamen Leni, Jeany und Spirit mit ihrer Besitzerin, Ingrid Papst (rechts) und deren Partner Rudolf Held (4. von rechts), sowie ihren Begleitern auf der Tagesetappe nach Reckendorf. Foto: Helmut Will

Mit drei Eseln sind Ingrid Papst und Rudolf Held derzeit quer durch Deutschland unterwegs. Auf ihren Tagesetappen schließen sich auch immer wieder Tierfreunde der Wanderung an. Am Wochenende ging es durch den Eberner Raum.

 
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Von Flensburg in den Chiemgau sind es etwa 1100 Kilometer. Diese Strecke legt die Hamburgerin Ingrid Papst mit ihren drei schwarzen Eseln, Leni, Jeany, Spirit und ihrem Lebenspartner Rudolf Held zu Fuß zurück. Vom 19. auf den 20. August haben sowohl Zweibeiner als auch Vierbeiner in Ebern übernachtet und sich von dort zu ihrer nächsten Tagesetappe, die bis Reckendorf gehen soll, auf den Weg gemacht.

Ingrid und ihr Partner Rudolf sind mit ihren Tieren am Samstagnachmittag in Ebern, am südlichen Ortsausgang, in Richtung Rentweinsdorf unterwegs. Begleitet werden sie von sechs weiteren Personen, darunter vier Kinder. Diese haben das „Eselteam“ entdeckt und sich spontan dazu entschieden, die Tagestour bis nach Baunach mitzugehen. „Es war ein Kindheitstraum von mir, Esel zu haben“, verrät Ingrid Papst. Was sich daraus entwickelt hat, habe sie vor 15 Jahren nicht geahnt. Inzwischen lebe sie mit ihren Eseln ein Leben „on Tour“, ist mit ihnen vor allem in den Sommermonaten unterwegs. Sie sieht es als kleinen Beitrag an, das Bewusstsein für Esel bei Menschen etwas in Schwung zu bringen, wie sie sagt.

In Ebern scheint ihr das gelungen zu sein, was an der Begleitung von Kindern und Erwachsenen an diesem Tag deutlich wird. Rudolf Held sagt, dass die Esel vor mehr als einem Jahr vom Chiemgau nach Hamburg gebracht wurden und sie eigentlich dort bleiben sollten, weil seine Partnerin und er dort leben. „Wir haben allerdings feststellen müssen, dass den Eseln das nordische Klima überhaupt nicht zusagt, auch haben wir in und um Hamburg keinen vernünftigen Platz für die Esel meiner Partnerin gefunden. Ich selber hatte den Eindruck, dass es den drei Mädels in Bayern einfach besser ging“, sagt Held.

Das sah Ingrid Papst, die Besitzerin der drei schwarzen Langohren, wohl genauso. Vom Chiemgau nach Hamburg waren die Tiere in einer anstrengenden Elf-Stunden-Fahrt gebracht worden, was für die Tiere sehr anstrengend gewesen sei. „Sie hatten durch die Erschütterung bei diesem Transport etwa drei Wochen Muskelkater, diesen Stress wollten wir den Tieren beim Rücktransport nicht wieder antun“, erläutert Rudolf Held. Am 16. Mai habe man sich dann mit den Tieren ab Flensburg auf den Weg nach Bayern gemacht. „Wir planen, dass wir bis Ende September im Chiemgau ankommen, wo die Tiere dann leben sollen“, so Held. Dann sind stolze 1100 Kilometer mit den drei Eseldamen zurück gelegt.

Leni ist mit fünf Jahren die Jüngste, ihre Mutter Jeany ist 15 Jahre alt, ebenso ihre „Tante“ Spirit. Ingrid Papst freut sich, wenn sie tageweise von Leuten, die sich zufällig anschließen wollen, begleitet werden, da es immer leichter sei, wenn die Tiere von mehreren Personen geführt werden. „Mit den Eseln in Bewegung bleiben, schöne Momente mit ihnen erleben, das ist mein Ziel, wenn wir von Leuten spontan begleitet werden“, sagt Ingrid Papst.

Zufrieden ist sie, wenn sie nach jeder Tagesetappe ein Nachtlager finden. „In Ebern war das ideal, wir konnten mit den Tieren bei einem Bauern unterkommen und bekamen sogar für uns noch Betten zur Verfügung gestellt“, ergänzt Rudolf Held. Er blickt auf die Kinder die sich in Ebern ihnen angeschlossen haben und freut sich, dass diese mit den Eseln mächtig Spaß haben.

Mehr als zehn Kilometer am Tag wollen Ingrid und Rudolf den drei Eselsdamen nicht zumuten. Die letzten Tage bei großer Hitze seien schon sehr anstrengend gewesen. Schwer begeistert zeigt sich Rudolf Held darüber, wie hilfsbereit die Menschen seien, wenn es darum gehe, eine Übernachtung für sie und die Tiere zu finden. Ebern führt er als ein Paradebeispiel an. „Aber auch sonst bekommen wir ein Stück Land zur Verfügung gestellt, wo unsere Tiere grasen können, oder sie bekommen auch schon mal ein Heu vorgesetzt“, sagt die Besitzerin der Tiere, Ingrid Papst.

Das Paar hat ein Begleitfahrzeug dabei, auf dem ein mobiler Zaun ist, der für die Tiere schnell aufgebaut ist. Sie selbst schlafen auf Matratzen. In der letzten Nacht habe man jedoch in Ebern die Luxusvariante bei einem Bauern in Anspruch nehmen können und in normalen Betten schlafen können. „Das hat uns echt gut getan“, so Rudolf Held. Die Esel würden gut mit Kindern mitlaufen, das sei für ihn und seine Partnerin etwas entspannter. Irgendwo schließe sich immer jemand an, um ein Stück des Weges mit den Eseln zu gehen. Ingrid Papst sucht auf Anforderung auch gerne Kitas oder Schulen auf, um das Bewusstsein für Esel zu wecken, Anstöße zu geben, sich mit den zotteligen Gesellen zu beschäftigen.

Dann geht es weiter in Richtung Heubacher Kreuzung. Von „störrischen Eseln“ ist nichts zu sehen. Die Vierbeiner laufen recht brav mit ihren kleinen und großen Führern weiter.

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