Wie unterscheiden sich diese Gesteine in Bezug auf ein Endlager?
Steinsalz ist auf den ersten Blick vielleicht nicht eine besonders einleuchtende Lösung, da es selbst leicht wasserlöslich ist und auch einen relativ niedrigen Schmelzpunkt um 800 Grad Celsius hat. Die Salzstöcke in Norddeutschland sind aber offenbar durch die umgebenden Gesteine über Millionen von Jahren weitgehend vom Grundwasser abgeschirmt worden - ansonsten würden sie nicht mehr existieren. Für das Salz sprechen daher weniger die Gesteinseigenschaften, sondern die geologische Umgebung. Ton ist prinzipiell sehr attraktiv, da Tone wasser-undurchlässig sind und außerdem durch ihre Ionenaustausch-Eigenschaften eventuell freigesetzte radioaktive Atome erneut binden können. Granit ist mechanisch sehr stabil. Ein Problem ist aber häufig die Bildung von Spalten, durch die Grundwasser zirkulieren kann. Die schwedische Lagerstätte bei Forsmark ist hier ungewöhnlich, da man durch Bohrungen zeigen konnte, dass der Granit nur sehr wenig wasserführende Spalten enthält. In jedem Fall wird man sich bei einem Endlager nie allein auf die Gesteinseigenschaften verlassen - alle Konzepte sehen mehrere Barrieren gegen die Freisetzung von Radioaktivität vor, das Gestein ist nur eine davon.
Welche Rolle spielen Erdbeben? Wären diese eine relevante Gefahr für ein Endlager?
Es gibt durchaus eine Gefährdung durch Erdbeben, insbesondere an den Randstörungen des Oberrheingrabens. Das ist in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht nicht so gegenwärtig - aber im Jahr 1356 wurde Basel durch ein Erdbeben praktisch völlig zerstört. Die bisher diskutierten möglichen Lagerstätten in Deutschland sind aber relativ weit entfernt von möglichen Epizentren und auch die Struktur eines Endlagers ist normalerweise nicht so empfindlich gegen Erschütterungen wie normale Gebäude.
Kann man verhindern, dass Wasser in ein solches Lager einbricht? Spielt der Klimawandel dabei eine Rolle?
Idealerweise sollte die Geologie des Endlagers Kontakt mit Grundwasser ausschließen. Zusätzlich werden aber grundsätzlich immer weitere Barrieren eingebaut, wie etwa Abdichtungen mit Bentonit (einem Tonmineral), korrosionsbeständige Kanister für den Abfall oder die Einbindung des Abfalls in eine schwer lösliche Matrix. Da der Abfall über Millionen von Jahren sicher gelagert werden soll, muss man mögliche Klimaänderungen natürlich im Auge behalten. Das schwedische Konzept berücksichtigt beispielsweise sogar das Risiko durch eine mögliche Vereisung (also eine Überdeckung durch Gletscher).
Interview und Foto: Universität Bayreuth