Haßberge-CSU Vogel gibt Kreisvorsitz ab

Die Nachfolge soll Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär antreten: Sie wäre die erste Frau an der Spitze. Zu einer möglichen Landratskandidatur äußert sich Steffen Vogel diplomatisch. „Attacke“ gilt erst einmal dem Landtagsmandat – und seinem Gewicht.

 
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Es sind große Fußstapfen, in die Steffen Vogel vor gut sechs Wochen getreten ist: Am 8. Juli wurde der Thereser zum unterfränkischen Bezirksvorsitzenden der CSU gewählt, und damit zum Nachfolger von Gerhard Eck. Der ehemalige Innenstaatssekretär hatte sowohl den Staatssekretär, als auch den Bezirksvorsitzenden an den Nagel gehängt; während ihn im ersten Amt Sandro Kirchner aus Premich in der Rhön nun im bayerischen Innenministerium ersetzt, hatte sich Steffen Vogel im Rennen um den Bezirksvorsitz knapp mit 77 zu 73 Stimmen gegen Kirchner durchsetzen können. Ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter nach oben.

Einen Schritt zur Seite machen muss der 48-Jährige nun allerdings in seiner Kreis-CSU. Die Satzung der CSU sieht nämlich vor, dass niemand gleichzeitig Bezirks- und Kreisvorsitzender sein kann: Den Kreisvorsitz, den Steffen Vogel seit nunmehr 13 Jahren inne hat, muss er also bei der Kreisdelegiertenversammlung am 13. September in Hofheim abgeben. Ein wenig wehmütig sei er schon, gesteht der Landtagsabgeordnete. Immerhin war seine Wahl im Mai 2009 schon etwas Besonderes gewesen: 35 Jahre war Steffen Vogel damals erst; in der Nachfolge von Siegmund Kerker, der seinerseits damals seit 16 Jahren am Ruder gewesen war, bedeutete der Generationenwechsel eine kleine Zäsur.

Erstmals Frau an der Spitze?

Die deutet sich auch jetzt wieder an, denn die Haßberge-CSU hat natürlich bereits die Neubesetzung an der Spitze ausdiskutiert. Wie der CSU-Kreisverband am Montag in einer Pressemeldung mitteilt, schlägt der Kreisvorstand einstimmig die Ebelsbacher Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär für das Amt vor. Die 44-Jährige gehört seit 20 Jahren dem Deutschen Bundestag an, ist seit 13 Jahren stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende und auch stellvertretende Vorsitzende der Gesamtpartei „und damit bestens für die Nachfolge geeignet“, so der scheidende Kreisvorsitzende Steffen Vogel. Damit würde erstmals eine Frau an der Spitze der Kreis-CSU stehen, „was auch ein positives Zeichen ist“, wie Vogel findet.

Bei seiner letzter Sitzung als Vorsitzender in der vergangenen Woche in Zeil bedankte sich Landrat Wilhelm Schneider bei Steffen Vogel für die „herausragende, unglaublich engagierte Arbeit“ als CSU-Kreisvorsitzender in den Haßbergen. „Nicht umsonst wurdest du als normaler Abgeordneter zum Chef der unterfränkischen CSU gewählt“, so Schneider. Normalerweise sind die Bezirkschefs nämlich hochrangige Landes-, Bundes- oder Europapolitiker.

Aufregende Amtszeit

Die Wahl jenes Landrats Wilhelm Schneider im Jahr 2014 übrigens zählt Steffen Vogel zu den größten politischen Herausforderungen in seiner Amtszeit als Kreisvorsitzender, wie er der Neuen Presse am Montag verrät. Damals stand die Kreis-CSU vor einer Zerreißprobe: Für den Landratsposten und damit die Nachfolge von Rudolf Handwerker kandidierten seinerzeit nämlich sowohl Wilhelm Schneider aus dem nördlichen Landkreis in Maroldsweisach, als auch Horst Hofmann aus der Kreisstadt, der das Maintal hinter sich wusste. Die „anstrengendste und aufregendste Aufgabe“, so Steffen Vogel heute, sei gewesen, bei der Kandidatur der beiden gegeneinander keine verbrannte Erde zu hinterlassen – schließlich hatte man es mit SPD-Kandidat Bernhard Ruß, Sander Bürgermeister und Bezirksrat, mit einem imposanten Gegner zu tun.

Die vermeintlichen Gräben zwischen Norden und Süden im Landkreis hatte Steffen Vogel übrigens selbst ganz geschickt überwunden. Er selbst kam aus Wasmuthhausen, war aber schon seit 1997 in Haßfurt in der Geschäftsstelle sehr aktiv und konnte so schon bei den Delegiertenwahlen auch viele Maintal-Stimmen auf sich vereinen. 100 Prozent hatte Steffen Vogel bei seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden vor 13 Jahren erhalten, „das beste Ergebnis hab ich ganz am Anfang geholt“, wie er heute schmunzelt. Wie viele Delegierte sich am 13. September für Dorothee Bär entscheiden, ist offen. Bei der jüngsten Bundestagswahl hatte die Ebelsbacherin zwar erneut das Direktmandat ihres Wahlkreises geholt, musste dabei jedoch deutliche Stimmverluste – von rund 51 Prozent im Jahr 2017 auf nunmehr 39 – hinnehmen. Im Kreis könnte sie sich nun neu behaupten.

Obendrein wechselt das bisherige Führungsduo im Prinzip nur die Plätze. „Ich bin ja nicht weg“, lacht Steffen Vogel. Für den nun frei werdenden Stellvertreterposten wurde er vom Kreisvorstand nämlich selbst vorgeschlagen. Genauso einstimmig erfolgte der Beschluss, den 48-jährigen Rechtsanwalt auch wieder für die Landtagswahl im Oktober 2023 nominieren zu wollen. In München vertritt Steffen Vogel den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld seit Oktober 2013.

Und was ist mit Landrat?

Geht nun die Karriere eher in München weiter, sollte Vogel etwa nicht – wie so oft spekuliert – irgendwann einmal Landrat in den Haßbergen werden wollen? Der Oberthereser bleibt diplomatisch: Eine eindeutige Zu- oder Absage ist aus ihm nicht herauszubekommen, auch wenn ihn die Spekulationen ehren, wie er sagt. Es gebe doch noch andere gute Kandidaten, versucht er es, und nennt Michael Ziegler oder Holger Baunacher. Auch Dorothee Bär als erste Frau an der Kreisspitze wäre doch was.

Im Oktober 2023 hoffe er auf seine Wiederwahl in den bayerischen Landtag, wer CSU-Kandidat zur Landratswahl 2026 – Landrat Wilhelm Schneider wird mit dann 68 Jahren nicht mehr antreten – sein werde, entscheide sich frühestens 2025. Und dann wird es doch noch ein bisschen weniger unwahrscheinlich. Eine Kandidatur für den Landtag sei ja kein Ausschluss für eine spätere Landratskandidatur. „Selbst wenn ich es werden wollte“, sagt er und betont freilich den Konjunktiv, „dann wäre es doch durchaus sinnvoll, das Netz in München zum Wohle der Region weiter auszubauen, um es später für den Landkreis zu nutzen“.

Andere Ambitionen wiederum schließt der 48-Jährige derzeit kategorisch aus. Auch wenn das Amt des Bezirksvorsitzenden in der CSU normalerweise geradewegs einen Ministerposten bedeutet. Aber das wolle er gar nicht, sagt Steffen Vogel. Dafür liebe er das Leben und seine begrenzte Lebenszeit zu sehr. Postengeschacher ist nicht so sein Fall, macht er deutlich. Oder, in seinen Worten: „Ich bin nicht in der Politik, um auf Positionen zu schielen, sondern um etwas für die Region zu erreichen.“

Einen anderen Posten wiederum hatte der Unterfranke in München nicht erreichen können, auch wenn er ihn gewollt hatte. So war Steffen Vogel im März in einer Kampfabstimmung gegen die Münchner Ex-Bauministerin Kerstin Schreyer um den Vorsitz des CSU-Arbeitskreises Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung unterlegen – ein Amt, das Sandro Kirchner bis dahin inne hatte.

Auch Bezirkstagswahl 2023

Apropos Posten: Auch der Bezirkstag wird 2023 neu gewählt, und auch hierfür stellte der Kreisvorstand der CSU-Haßberge bereits die Weichen. Vorgeschlagen wird der Landrat des Nachbarlandkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, der ebenfalls seit 2013 ein Bezirksmandat hat und im Bezirkstag Unterfranken im Kulturausschuss vertreten ist. Der 66-Jährige wohnt in Bad Neustadt und ist seit 2003 Landrat in Rhön-Grabfeld. Aufgrund der unklaren Situation wegen der Coronapandemie im Winter soll die Aufstellung der Landtags- und Bezirkstagskandidaten für den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld bereits am 24. Oktober in Sulzdorf an der Lederhecke erfolgen. Vorher müssen entsprechende Delegierte gewählt werden, was am 13. September in Hofheim im Haus des Gastes stattfinden wird.

1000 Euro für die Grünen

Als „Basismotivator“ hatte Steffen Vogel die Wahl zum Bezirksvorsitzenden gegen Sandro Kirchner gewonnen, mit dem Hashtag #attacke22 geht er schon einmal in den Wahlkampf zur Landtagswahl im nächsten Jahr. Nun geht die Attacke in eine neue heiße Phase, wie der Landtagsabgeordnete kürzlich – samt Foto – aus seinem Urlaub postete. „Wenn ich es bis zum 31.12.2022 nicht schaffe, 60 Liegestützen, 60 Sit Ups, 60 Kniebeugen zu machen und über 6 Kilogramm (von 91) abzunehmen, zahle ich 1000 Euro an den Bezirksverband der Grünen“, wettete Vogel. Ein Wetteinsatz, der ihn schmerzen würde, wie er im Gespräch mit der Neuen Presse lacht. Nachdem er im Urlaub noch einmal zugelegt habe, müsse er nun allerdings 7,5 Kilo abnehmen – und gleichzeitig heftig trainieren. Und dies, obwohl der Bierdurst, wie etwa am Altstadtfest in Seßlach am Wochenende, nicht weniger geworden sei. Für die „Challenge mit mir selbst“, wie Vogel seine Aktion nennt, hat er sich Unterstützung vom Eberner Fitness-Coach Jürgen Schorn gesichert. „Der hat gesagt, dass das machbar ist“, sagt Steffen Vogel. Heftiger Widerstand droht allerdings von den Grünen, wie Vogel verrät: „Die wollen mir schon Fresspakete schicken.“

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