Die vermeintlichen Gräben zwischen Norden und Süden im Landkreis hatte Steffen Vogel übrigens selbst ganz geschickt überwunden. Er selbst kam aus Wasmuthhausen, war aber schon seit 1997 in Haßfurt in der Geschäftsstelle sehr aktiv und konnte so schon bei den Delegiertenwahlen auch viele Maintal-Stimmen auf sich vereinen. 100 Prozent hatte Steffen Vogel bei seiner Wahl zum Kreisvorsitzenden vor 13 Jahren erhalten, „das beste Ergebnis hab ich ganz am Anfang geholt“, wie er heute schmunzelt. Wie viele Delegierte sich am 13. September für Dorothee Bär entscheiden, ist offen. Bei der jüngsten Bundestagswahl hatte die Ebelsbacherin zwar erneut das Direktmandat ihres Wahlkreises geholt, musste dabei jedoch deutliche Stimmverluste – von rund 51 Prozent im Jahr 2017 auf nunmehr 39 – hinnehmen. Im Kreis könnte sie sich nun neu behaupten.
Obendrein wechselt das bisherige Führungsduo im Prinzip nur die Plätze. „Ich bin ja nicht weg“, lacht Steffen Vogel. Für den nun frei werdenden Stellvertreterposten wurde er vom Kreisvorstand nämlich selbst vorgeschlagen. Genauso einstimmig erfolgte der Beschluss, den 48-jährigen Rechtsanwalt auch wieder für die Landtagswahl im Oktober 2023 nominieren zu wollen. In München vertritt Steffen Vogel den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld seit Oktober 2013.
Und was ist mit Landrat?
Geht nun die Karriere eher in München weiter, sollte Vogel etwa nicht – wie so oft spekuliert – irgendwann einmal Landrat in den Haßbergen werden wollen? Der Oberthereser bleibt diplomatisch: Eine eindeutige Zu- oder Absage ist aus ihm nicht herauszubekommen, auch wenn ihn die Spekulationen ehren, wie er sagt. Es gebe doch noch andere gute Kandidaten, versucht er es, und nennt Michael Ziegler oder Holger Baunacher. Auch Dorothee Bär als erste Frau an der Kreisspitze wäre doch was.
Im Oktober 2023 hoffe er auf seine Wiederwahl in den bayerischen Landtag, wer CSU-Kandidat zur Landratswahl 2026 – Landrat Wilhelm Schneider wird mit dann 68 Jahren nicht mehr antreten – sein werde, entscheide sich frühestens 2025. Und dann wird es doch noch ein bisschen weniger unwahrscheinlich. Eine Kandidatur für den Landtag sei ja kein Ausschluss für eine spätere Landratskandidatur. „Selbst wenn ich es werden wollte“, sagt er und betont freilich den Konjunktiv, „dann wäre es doch durchaus sinnvoll, das Netz in München zum Wohle der Region weiter auszubauen, um es später für den Landkreis zu nutzen“.
Andere Ambitionen wiederum schließt der 48-Jährige derzeit kategorisch aus. Auch wenn das Amt des Bezirksvorsitzenden in der CSU normalerweise geradewegs einen Ministerposten bedeutet. Aber das wolle er gar nicht, sagt Steffen Vogel. Dafür liebe er das Leben und seine begrenzte Lebenszeit zu sehr. Postengeschacher ist nicht so sein Fall, macht er deutlich. Oder, in seinen Worten: „Ich bin nicht in der Politik, um auf Positionen zu schielen, sondern um etwas für die Region zu erreichen.“
Einen anderen Posten wiederum hatte der Unterfranke in München nicht erreichen können, auch wenn er ihn gewollt hatte. So war Steffen Vogel im März in einer Kampfabstimmung gegen die Münchner Ex-Bauministerin Kerstin Schreyer um den Vorsitz des CSU-Arbeitskreises Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung unterlegen – ein Amt, das Sandro Kirchner bis dahin inne hatte.
Apropos Posten: Auch der Bezirkstag wird 2023 neu gewählt, und auch hierfür stellte der Kreisvorstand der CSU-Haßberge bereits die Weichen. Vorgeschlagen wird der Landrat des Nachbarlandkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, der ebenfalls seit 2013 ein Bezirksmandat hat und im Bezirkstag Unterfranken im Kulturausschuss vertreten ist. Der 66-Jährige wohnt in Bad Neustadt und ist seit 2003 Landrat in Rhön-Grabfeld. Aufgrund der unklaren Situation wegen der Coronapandemie im Winter soll die Aufstellung der Landtags- und Bezirkstagskandidaten für den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld bereits am 24. Oktober in Sulzdorf an der Lederhecke erfolgen. Vorher müssen entsprechende Delegierte gewählt werden, was am 13. September in Hofheim im Haus des Gastes stattfinden wird.
1000 Euro für die Grünen
Als „Basismotivator“ hatte Steffen Vogel die Wahl zum Bezirksvorsitzenden gegen Sandro Kirchner gewonnen, mit dem Hashtag #attacke22 geht er schon einmal in den Wahlkampf zur Landtagswahl im nächsten Jahr. Nun geht die Attacke in eine neue heiße Phase, wie der Landtagsabgeordnete kürzlich – samt Foto – aus seinem Urlaub postete. „Wenn ich es bis zum 31.12.2022 nicht schaffe, 60 Liegestützen, 60 Sit Ups, 60 Kniebeugen zu machen und über 6 Kilogramm (von 91) abzunehmen, zahle ich 1000 Euro an den Bezirksverband der Grünen“, wettete Vogel. Ein Wetteinsatz, der ihn schmerzen würde, wie er im Gespräch mit der Neuen Presse lacht. Nachdem er im Urlaub noch einmal zugelegt habe, müsse er nun allerdings 7,5 Kilo abnehmen – und gleichzeitig heftig trainieren. Und dies, obwohl der Bierdurst, wie etwa am Altstadtfest in Seßlach am Wochenende, nicht weniger geworden sei. Für die „Challenge mit mir selbst“, wie Vogel seine Aktion nennt, hat er sich Unterstützung vom Eberner Fitness-Coach Jürgen Schorn gesichert. „Der hat gesagt, dass das machbar ist“, sagt Steffen Vogel. Heftiger Widerstand droht allerdings von den Grünen, wie Vogel verrät: „Die wollen mir schon Fresspakete schicken.“