Naturschutz Kinderstube in luftiger Höhe

Heike Schülein
Stefan Beckert bringt eine Großraumhöhle für Fledermäuse an einem Baum an. Foto: /Heike Schülein

Im Mitwitzer Schlosspark sollen Vögel und Fledermäuse noch leichter Unterschlupf finden. Im Rahmen einer Umweltaktion hängen nun neue Nistkästen an Bäumen.

 
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Mitwitz - Im Schlosspark des Wasserschlosses Mitwitz wurden 36 verschiedene Nistkästen für Vögel sowie Fledermausquartiere an Bäumen angebracht. Entlang der Fußwege bieten diese attraktiven Wohnraum für die „Luftakrobaten“. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Artenschutz- und Umweltbildungsmaßnahme durch den Landschaftspflegeverband (LPV) Frankenwald zusammen mit der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken.

Mit den Nistkästen soll die Brut unter anderem für Stare, Blaumeisen, Rotkehlchen sowie Trauerschnäpper, Zwergfledermäuse und Abendsegler erleichtert werden, erläuterte die Geschäftsführerin des LPV Frankenwald Landkreis Kronach, Christine Neubauer, bei einem Vor-Ort-Termin im Schlosspark.

Die Bauart der 24 Vögel-Nisthilfen sowie zwölf Fledermaus-Quartiere richtet sich ganz nach den Ansprüchen und Vorlieben der Zielarten. Für Vögel gibt es beispielsweise spezielle Kastentypen für Höhlen-, Halbhöhlen- und Nischenbrüter. Auch Fledermäuse bevorzugen artspezifisch verschiedene Kästen, welche im Inneren entweder Spalten abgeplatzter Rinde oder Totholzhöhlen nachempfunden sind.

Südost bis Nordwest bevorzugt

Projektleiterin Christina Höpflinger vom Projekt „Fledermäuse im Frankenwald“ ergänzt, anders als Vögel, wechseln Fledermausalttiere witterungsbedingt aber auch gerne mitsamt ihren Jungtieren zwischen verschiedenen, ihnen bekannten Quartieren. Daher lohne es sich, mehrere Fledermauskästen gruppiert und in unterschiedlichen Ausrichtungen anzubringen. Hangrichtungen von Südost bis Nordwest sollten bevorzugt werden, aber auch vereinzelte Ost- oder Nordorientierte Kästen könnten an sehr heißen Tagen als Ausweichmöglichkeit für sie sehr wertvoll sein.

Baumpfleger Stefan Becker hatte die neuen Domizile in luftiger Höhe fachmännisch angebracht. Finanziert wurde die Aktion als Landschaftspflegemaßnahme für Mitgliedsgemeinden des LPV, um einen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft und den Artenschutz zu leisten. 70 Prozent der anfallenden Kosten werden vom Umweltministerium über den Verband gefördert; die restlichen Kosten tragen jeweils zur Hälfte der Landkreis Kronach sowie die Gemeinde Mitwitz.

Sehr angetan vom gemeinsamen Projekt zeigte sich der Mitwitzer Bürgermeister Oliver Plewa, der darin eine weitere Aufwertung des Schlossparks sah. „Das ist ein tolles Projekt“, würdigte er das Engagement aller Beteiligten.

Schlosspark in besonderem Maße geeignet

Laut dem Geschäftsführer der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken, André Maslo, nutzen zahlreiche Tierarten Hohlräume, Ritzen, Spalten oder Nischen. Wo natürliche Höhlen in alten Bäumen oder Unterschlupfmöglichkeiten an Gebäuden fehlten, könne höhlenbewohnenden Arten gezielt und vergleichsweise einfach durch die Installation von Nisthilfen geholfen werden. Hierdurch ließen sich zwar nicht die Verluste ursprünglicher Lebensräume ersetzen; negative Effekte könnten jedoch für einige Arten zumindest etwas abgemildert werden. Das Beobachten von Nisthilfen mache darüber hinaus Spaß und eigne sich hervorragend, um gerade schon Kinder und Jugendliche mit Tieren und deren Lebensweise vertraut zu machen, was ihm ein großes Anliegen sei.

Der Schlosspark sei hierfür in besonderem Maße geeignet, da hier erfreulicherweise auch heutzutage seltene Vogel- und Fledermausarten vorkämen. Zudem werde der Park stark von Einheimischen sowie Touristen aufgesucht, die man ebenfalls für den Natur- sowie Umweltschutz sensibilisieren möchte. Anleitungen für den Bau ähnlicher Domizile finden sich im Internet auf den Seiten von Naturschutz-Institutionen.

Eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Kästen soll den Erfolg der Maßnahme dokumentieren. Dazu ist geplant, im nächsten Frühjahr gemeinsam mit Kindern vorsichtig nachzuschauen, wer eingezogen ist. Ein weiteres Ziel ist die Installation einer Infotafel voraussichtlich im Sommer. Verantwortlich hierfür ist die neue Bundesfreiwilligendienstleistende Alexandra Geiger aus Ingolstadt. Diese will zunächst kurzfristig ein Rätselfaltblatt für Kinder zum Mitnehmen entwerfen, das im Schlosspark verfügbar sein wird.

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